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oder rnthenischen For ta l i t ien erfüllt, in denen die Bevölkerung der Umgebung und der
Adel bei Türken- und Tatareneinfällen und in den Kozakenkriegen Zuflucht suchten.
Lateinische und rntheuische Klöster umgeben Vertheidigungsmauern mit ihren Basteien
und Bastionen und an den Verschanzungen der heiligen Dreifaltigkeit (S. Tröjca) schwingt
sich die Befestignngsknnst zur Schöpfung eines stark befestigten Vertheidigungspunktes auf,
der einer weiten Umgebung diente. In diesen Grenzgebieten des alten Polens siedelten
sich im XVII. Jahrhundert die hervorragendsten polnischen Geschlechter an und entfalteten
ein glänzendes Leben, umgeben von zahlreichen Hofleuten, einem eigenen Heere und all
dem, um was sie der Hof eines souveränen Fürsten beneiden mochte. Mit ihnen entstehen
stilvolle Werke fremder Architekten und ausländische Reisende beschreiben mit Verwunderung
den Prunk der Gemächer, der herrschaftlichen Schatzkammern und der Suite, die den
polnischen Magnaten zu Hause und auf kriegerischen Zügen umgab. Von all diesem
Reichthum trifft man hente nur noch Ruinen und Schutthaufen in der Nähe der Städte
nnd Flecken, meist auf Anhöhen an.
Paläste, wie in Wisnicz, Laueut, Rzeszöw u. s. w. finden hier selten eine Wieder-
holung; häufiger findet man die Wohnungen des Adels an Festungsmauern neben einem
ungemein großen Festungshofe mit Verschanzungen, Mauern und Belluardeu gebaut,
welche zugleich von der Bestimmung des Ortes als öffentliches Fortalitinm znm Schntze
der Bevölkerung der Umgebung Zeugniß geben. So repräsentirt sich in seinen Ruinen das
Schloß in Brzezany am Flusse Zlota Lipa, der Sitz des Geschlechtes der Sieniawski,
erbaut am Ende des XVI Jahrhunderts. Es zeigt eine ursprünglich im Fünfeck aufgeführte
Umfassung mit Mauern und Basteien, neben denen sich die Palastflügel hinziehen. Im
Schloßhofe steht die obgenannte Renaissancekapelle mit den Grabmälern der Sieniawski.
Die Ruinen des Schlosses in Buezaez an der Strypa sind ein mächtiges
Festungswerk mit Mauern und Basteien von ovalem Grundrisse, das dem Geschlecht
der Potoeki gehörte und auf einer Anhöhe erbaut wurde. Man sieht jetzt noch Reste
herrlicher Wohnungen mit Gallerten vom Schloßhofe aus, in diesem selbst die Spuren einer
Fontaine. Peter Potoeki, Kastellan von Kamieniee, erhob im Jahre 1672 zu neuem
Glänze das alte Schloß in Czortköw, dessen herrliche Rndera dasselbe Vertheidigungs-
system darstellen.
Das Schloß in Zioczow, heute als Strafhaus benützt, imponirt durch seine Lage
auf der Anhöhe und durch die Reste seiner Fortifieationen. Bewohnt wurde es von König
Jan Sobieski, dem Besitzer der benachbarten Gebiete.
Mit dem Typus dieser bewohnten Schlösser stehen in keinem Zusammenhange die
verhältnißmäßig gut erhaltenen Reste in Zbaraz, dem Stammsitz des verdienstvollen
Geschlechtes der Fürsten von Zbaraski, der später an die Fürsten Wisniowiecki über-
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch