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dem Norden, nach Warschau verlegt. Krakau bleibt freilich die Krönungsstadt, der Sitz
eines reichen und mächtigen Bisthums und bis zu einem gewissen Grade die zweite
Landeshauptstadt. Seine Ausnahme- und Führerstellung jedoch geht verloren, die Bevöl-
kerung vermindert sich und infolge dessen ermattet sein Culturleben und erlischt allmälig.
Nach den Kämpfen der Reformationszeit beginnt jedoch eine Zeit der katholischen
Reaction und die monumentalen Unternehmungen, welche sich den Sieg der Kirche zum
Ziele setzten, hören daher nicht auf. Mau baut neue Gotteshäuser, errichtet neue Altäre,
malt Altarbilder, errichtet Grabmäler, erneuert das Innere der Kirchen im Geiste des
auf bombastischen Effect berechneten Barockstiles, wobei man oft Überreste des Mittelalters
und der Renaissance zerstört und abträgt, welche einen viel größeren Werth haben als die,
welche ihren Platz einnehmen. In dieser Epoche herrscht anfänglich der italienische, später
der niederländische Einfluß; in der durchaus polnischen Stadt, sowie in den anderen
Städten des Landes wird aber das Kunstbedürfniß, wenn nicht ausschließlich, so doch
zum großen Theil durch polnische Arbeitskräfte bestritten, die bald dem einen, bald
dem anderen dieser Einflüsse unterworfen, sich in den Schulen ausgestaltet haben, welche
eine oder die andere Richtung vertreten.
In der ersten Hälfte des Jahrhunderts spielt die venetianische Schule die Hauptrolle,
voran die Epigonen Paolo Veronese's und Tintoretto's. Thomas Dolabella aus Belluno,
ein Schüler Antonio Vasilachi's, genannt Aliense, wird zum Hofmaler Sigismunds III.
ernannt, läßt sich in Krakau nieder und hinterläßt eine ziemliche Anzahl von Schülern.
Seine Gemälde, sowie die der polnischen Maler, welche er ausgebildet hat, sind in der
St. Katharinen-, der St. Markuskirche und bei den Dominicanern in Krakau zu sehen.
Mit der zweiten Hälfte des Jahrhunderts tritt der allgewaltige Einfluß Rubens, auch der
Van Dycks auf, der sich vornehmlich vermittelst der damals so verbreiteten niederländischen
Kupferstiche mittheilt. Unter den einheimischen Malern, welche unter der Einwirkung dieses
Geistes schaffen, verdient P. Franz Lexyeki, ein Bernhardiner, besonders hervorgehoben
zu werden. Seine Riesenbilder in den Bernhardinerkirchen in Krakau, Przeworsk und
Lemberg hat er wohl zum großen Theile, den Kupferstich in der Hand, ausgeführt; trotzdem
zeugen sie von großer Geschicklichkeit, Sicherheit nnd in vielen Fällen von eoloristischem
Talent. Als Porträtmaler verdient Erwähnung der Krakauer Bürger Dauiel Freherus,
dessen Porträt des Bischofs Trzebieki aus dem Jahre 1664 im Franciscanerklofter
zu den besten Bildnissen von Krakauer Bischöfen gehört, die auf uns gekommen sind.
Zwischen den Jahren 1684 bis 1703 erscheint im Gefolge Johann Sobieski's Martino
Altomonte (eigentlich Hohenberg), welcher eine bedeutende Anzahl von Gemälden in den
Residenzen Sobieski's: Zotkiew und Podhorce bei Lemberg und auch in Lemberg selbst
hinterläßt. An der Scheide des XVII. und XVIII. Jahrhunderts üben die niederländischen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch