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Ausdruck verlieh. Dieser Maler war Ju l iu s Kossak, der im Jahre 1824 in WiÄncz
geboren wurde und heute noch zu den Lebenden zählt. Nach den großen Dichtern und in den
letzten Jahren ihrer schöpferischen Thätigkeit kam die Reihe an kleinere Poeten, wie etwa
Vicenty Pol. Die „Gawendy" Pol's lagen ans allen Tischen und seine „Lieder aus der
Heimat" gingen von Mund zu Munde. Das Landleben, das gesellige Leben des polnischen
Landadels und das, was jenen, die daran theilnehmen, am theuersten war, die Familien-
tradition, nicht die Geschichte mit ihrem sonnenhellen Blick, sondern die Reminiscenzen,
Erzählungen der Großväter an ihre Enkel von den Thaten der Ahnen, bei der Tabaks-
pfeife in der Abenddämmerung und am winterlichen Kaminfeuer, diese ganze Summe von
Eindrücken, welche umsomehr Reiz besaß, je unbestimmter sie war und der Einbildungskraft
freieren Spielraum ließ, entsprach am besten dem Zustande der Gesellschaft nach den
napoleonischen Kriegen und dem Aufstande von 1831 und forderte zur Behandlung mit
Bleistift und Pinsel heraus, da sich diese Eindrücke am besten mittelst der leichten, durch-
sichtigen Farbentinten des Aquarells wiedergeben ließen. So war denn auch Julius Kossak
fast ausschließlich Aquarellist. Ein Schüler Horace Vernet's, später Adam's, schuf er eine
Menge von Aquarellen von ungewöhnlichem künstlerischen Werthe, welche sich über das
ganze Land verbreiteten, bis in die bescheidensten Landhöfe des kleinen Adels, sowie in die
herrschaftlichen Paläste gelangten und nicht nur von dem Talente Zeugniß ablegen, das
sie schuf, sondern auch von dessen außerordentlicher Fruchtbarkeit. Zu den besten Werken
Kossak's gehören: „Mohort (der Held einer Dichtung Vicenty Pol's) zeigt dem Fürsten
Poniatowski sein Gestüt"; „Rewera Potocki, dem nachmaligen Hetman, übergibt ein Baner
auf dem Felde den zur Zeit seiner Durchreise ausgegrabenen Eommandostab"; „Ein Gestüt
in Taurowo im galizischen Podolien"; ein ebensolches Gestüt, vermuthlich auf podolifcher
Steppe bei herbstlicher Beleuchtung, welches Bild Eigenthum des Nationalmuseums iu
Krakau ist.
Kossak findet seine Ergänzung in Franz Tepa (geboren in Lemberg 1828,
gestorben 1889), welcher bedeutend weniger fruchtbar war, sich aber durch eine kräftigere
Charakteristik der dargestellten Figuren, vollendetere Technik und lebhafteres Eolorit
auszeichnet. Schüler Waldmüller's, später Kaulbach's und dann Eogniet's und Ary
Scheffer's, malte er vornehmlich Aquarelle, besonders Porträte; namentlich solche, die
als Genrebilder aufgefaßt waren. Hier müssen noch zwei Maler genannt werden, ein
Genremaler, welcher sowohl sein Können, als auch seine Richtung Waldmüllcr verdankt,
und ein kirchlicher Maler, ein Schüler Führich's. Der Erstere, Leopold Lösfler-
Nadymno (geboren 1830 in Rzeszöw, heute noch lebend) malte seine kleinen Bildchen
zunächst auf dem Hintergrunde historischer Tradition, so: der „Tod eines großen Feld-
herrn" — die „Begrüßung eines Kriegers" mit einer gewissen sentimentalen Stimmung.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch