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Der zweite, Felix Szynalewski (geboren in Krakau 1825, gestorben 1892), schuf
wenig, arbeitete aber jede Composition auf das Gewissenhafteste aus uud hielt sich
getreulich an die edlen Vorbilder Führichs. Gemälde des ersteren kann man in den
kaiserlichen Museen, sowie in der Akademie der bildenden Künste in Wien sehen; einige
kleine Bildchen des letzteren befinden sich im Krakauer National-Museum. Die ausgeprägteste
künstlerische Individualität dieser Periode war jedoch Heinrich Rodakowski (geboren
in Lemberg 1823, gestorben l894). Nach in Wien vollendeten Nechtsstudieu trat er in
Paris in die Malschule Coguiets ein und erhielt für seine Porträte auf den Ausstellungen
1852 und 1858 erste Preise. Ein Künstler von größerem Zug und durch enge Beziehungen
mit den ersten Künstlern Frankreichs verbunden, malte er historische Gemälde, Wand-
decorationen, Skizzen zur Jlias und zur Odyssee; allein er fühlte, daß in der Bildnißmalerei
seine eigentliche Kraft liege und hinterließ auch zumeist Porträte. Zu den vorzüglichsten
darunter gehören: das Bildniß des Generals Dembinski, gegenwärtig im Krakauer
Nationalmuseum, sowie dasjenige von des Künstlers Mutter, das im Besitze der Familie
ist. In allen seinen Porträts erkennt man tiefstes Eingehen in die Individualität des
Dargestellten, bei subtiler Herausarbeituug der charakteristischen Seiten und Beherrschung
der technischen Mittel, sowohl was das Colorit, als auch was die Mache betrifft, welche
sie in die Reihe der besten zeitgenössischen Arbeiten dieses Genres erhebt.
So erfüllte sich denn Michatowski's Pessimismus nicht. Vielmehr erweckten solche
Künstler in der Gesellschaft die Liebe zur Kunst, pflanzten in den durch das Unglück des
Zusammenbruchs verwüsteten Boden neue Anregungen; andere wieder verbreiteten unter
dem Einflüsse der westlichen Cultur den Uuterricht im Zeichnen und der Composition und
stellten endlich vor aller Augen Muster inhaltlich tieferer, formell vollendeterer und iin
Lande noch nicht gesehener Kunstschöpfungen hin. Szynalewski war bis an sein Lebensende
Lehrer an der Kunstakademie in Krakau und Löffler ist es noch heute. Rodakowski endlich
zeigte zum ersten Male der Welt, daß es polnische Maler gibt, die werth sind, bekannt zu
sei», und das zu einer Zeit, da es noch keine eigentliche polnische Malerei gab.
Anf den Schultern dieser noch lange Zeit mit der nachfolgenden zugleich lebenden
und schaffenden Generation und unter ihrem Einflüsse erhob sich ein neuer stärkerer
Nachwuchs. Die Epoche der Poesie war vorüber, doch ihr Einfluß hatte tiefe Spuren in
der Gesellschaft zurückgelassen; er vibrirte durch die idealistische Stimmung der Sechziger-
Jahre und fand in der nationalen Bewegung des Jahres 1863 endgiltigen Ausdruck, dann
kam die Krisis und die Ernüchterung und in ihrem Gefolge die Wendung zu positiverer
Arbeit. Wenn die Schrecknisse fruchtlos gebrachter Opfer Schmerz und Mitleid erzeugten
und schon an und für sich den Menschen die Augen für die Wirklichkeit öffneten, so riefen
sie anderseits das Bedürfniß hervor, jene Ereignisse zu begreifen, deren Schwere die
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch