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ekstatischen und modern-nervösen Charakters verleiht. Hier ist anch Jan Styka in Lemberg
nicht zu vergessen, dessen Madonna, als „Königin von Polen" ganz modern aufgefaßt,
vor Jahren viel besprochen wurde, dessen Thätigkeit jedoch anch verschiedene Gebiete der
Malerei umfaßt. Das Porträtfach endlich besitzt seinen bedeutendsten Vertreter in dem
jetzigen Professor an der Wiener Akademie der bildenden Künste, Kazimir Pochwalski
(geboren in Krakau 1855), welcher auch die Deckengemälde im Sitzungssaale der Pfand-
leihanstalt in Krakau ausgeführt und dem Lande eine beträchtliche Zahl feiner Genrebildchen
hinterlassen hat. Als Porträtisten haben sich in den letzten Jahren außerdem noch aus-
gezeichnet, der etwas derbe, aber talentvolle Alexander Angustynowicz und die begabte
Malerin Olga Boznanska. Diese Künstlerin hat mit zartem Gefühl und manchmal
mit großem Erfolge die moderne Helllichtmalerei in ihren Pastell- und Öl-Porträts
angewendet. Vor kurzem sind zwei neue Professoren an die Krakauer Kunstschule berufen
worden, Leo Wyezotkowski und Theodor Axeutowiez. Der erstere, im Jahre 1852
in Warschau geboren, verbindet in seinen Bildern Energie der Zeichnung und des
Kolorits mit einer sehr stark ausgesprochenen Selbstständigkeit; bei einem lebhaften
Naturgefühl versteht er auch in die Sphären der Phantasie sich einzuleben. Der jüngere,
Axentowicz (geboren in Kronstadt, Siebenbürgen 1859), verbrachte mehrere Jahre in
Paris und dann einige Zeit in London, wobei er die Werke der zeitgenössischen französi-
schen und englischen Maler kennen lernte. Die Feinheiten der modernen Gefühlsart und
der modernen Technik weiß er in seinen zahlreichen Zeichnungen, Studien nnd in seinen
Porträts glücklich zu verbinden. Von diesen Künstlern sind die einen in Krakau, die
anderen in Lemberg geboren; es gibt auch solche, deren Geburtsstätte jenseits der Grenzen
des Landes liegt, alle jedoch haben sich in Österreich angesiedelt, alle arbeiten und schaffen
hier und fast alle haben ihren Weg durch die Krakauer Schule genommen. Sehr ver-
schiedenartige ethnographische Grundelemente lassen sich bei ihnen nachweisen; das der
Natur der Sache nach wichtigste und bedeutendste, dasjenige, welches der Gesammtheit
Grundton und Stimmung verleiht, ist das polnische Element. Makarewiez jedoch ist von
rnthenischer Abstammung und Axentowicz von armenischer Herkunft; das in dieser Provinz
so zahlreich vertretene semitische Element aber wird durch Gottlieb repräsentirt. Nach den
ersten grundlegenden und für das ganze Leben wichtigsten Studien an Ort und Stelle
suchten die meisten von ihnen ihre höhere Ausbildung in Wien oder München; einige
aber, wie Malezewski, welcher eine Zeitlang Lehmanns Schüler war, ftudirten in Paris.
Die Eigenthümlichkeit des loealen Grundtones vermochte nichts in ihnen zu verwischen und
das ist es eben, was in den internationalen Wettbewerben die allgemeine Aufmerksamkeit
auf sie lenkt, das ist es, was ihnen Originalität und sicherlich auch Werth verleiht. Der
Inhalt ihrer Schöpfungen, die Scenen, die Typen, der Hintergrund sind vornehmlich local,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch