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Landwirthschaft ein Unterschied bemerkbar, welcher die Scheidung desselben in einen
nördlichen und einen südlichen Theil begründet. Das nördliche Podolien ist ein gegen
Norden nicht geschütztes Plateau mit sehr kaltem Winter und kalten Winden auch in der
milderen Jahreszeit, während das südliche Podolien und Pokntien, an der Abdachung
gegen den Duiester- und Pruthsluß gelegen, ein wesentlich milderes Klima ausweist, welches
den Anbau von Mais und Tabak, sowie einen ausgedehnteren Gartenbau gestattet.
Von einem sehr wesentlichen Einfluß auf die Richtung und Intensität der landwirth-
schastlichen Production sind die Besitzverhältnisse, die von jenen der westlichen Kron-
länder vielfach abweichen. In Galizien findet sich in der Regel innerhalb jeder Ortschaft
mit ländlichem Charakter, ob sie nnn Dorf oder Markt (Städtchen) heißt, eine ehemals
donünicale Besitzung von über 100 bis 500, ja nicht selten bis 1000 Hektaren, welche im
eigentlichen Gebirge zumeist bloß aus Wald- uud Weidegrüuden, beziehungsweise auch aus
Wiesen besteht, sonst aber beinahe überall, neben dem Waldbesitz, oder in waldarmen
Gegenden öfters auch ohne denselben, einen oder je nach der Größe des Besitzes auch
mehrere Meierhöfe mit einem Complex von landwirtschaftlich benützten Gründen: Äckern,
Gärten, Wiesen und Weiden, kurz einen landwirtschaftlichen Großbetrieb enthält. Diesem
in die landtäflichen Bücher eingetragenen Besitz steht in jeder Ortschaft der in den bei den
Bezirksgerichten geführten Grundbüchern eingetragene ehemals nnterthänige Kleingrundbesitz
gegenüber, welcher infolge des raschen Wachsthums der landwirthschaftlicheu Bevölkerung
und der Sitte der Erbtheilung in natura (trotz der beschränkenden Vorschriften, die bis zum
1. November 1868 bestanden), stark zersplittert ist. Bauernwirthschaften in dem in den
westösterreichischen Ländern üblichen Ausmaße sind in Galizien selten und bestehen
zumeist ans in nenerer Zeit zusammengekauften Grnndstücken. Bei einer Erhebung über
die Zersplitterung des Grundbesitzes, welche das statistische Landesbureau in 249 ans
sämmtlichen Gerichtsbezirken als Typen gewählten Gemeinden durchgeführt hat, wurden
unter 89.102 Besitzungen blos fünf mit einem Umfange von über 200 Joch und blos
1503 Besitzungen oder 1 68 Procent der überhaupt in die Erhebung einbezogenen mit
einer Fläche von über 25 Joch vorgefunden. Schon vor 18 Jahren hat eine voni
galizischen Landesausschusse veranstaltete Enquete über die Lage des Kleingrundbesitzes
ergeben, daß das häufigste Ausmaß dieses Besitzes in Galizien 2 bis 8 Joch, im Osten
des Landes bis 12 Joch beträgt.
Uber die Verbreitung des Groß- und des Kleingrundbesitzes im Lande und deren
Antheil an der Gesammtfläche des Landes und der einzelnen Culturgattungen gibt eine
nach dem Stande des Jahres 1890 durchgeführte Erhebung Aufschluß,' von der hier nur
die allerwichtigsten Resultate mitgetheilt werden:
' Pilat: der landtäfliche Grundbesitz in Galizien. Statistische Monatsschrift. XVlII. Jahrgang (1892).
Galizien. 51
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch