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In Bezug auf die Ausdehnung der Anbauflächen nehmen in Galizien, nach dein
Durchschnitte der Jahre 1884 bis 1893, Hafer und Roggen den ersten Platz ein, jener mit
beinahe 18 Procent, dieser mit über 16 Procent des gesammten Ackerlandes. Dann folgen
Weizen mit 114 Procent, Kartoffeln mit 10 4 Procent und Gerste mit 9 5 Procent der
Ackerfläche. Auf den Mais entfallen blos 2 6 Procent der Ackerflüche; der Anbau desselben
concentrirt sich aus klimatischen Gründen hauptsächlich auf den im Südosten zwischen dem
Prnth und dem Dniester gelegenen Landstrich und das südliche Podolien, woselbst 8 bis
18 Procent der dortigen Ackerfläche dieser Pflanze gewidmet sind, die das Hauptnahrungs-
mittel der ländlichen Bevölkerung bildet und den Vortheil bietet, den Anban einer Zwischen-
frucht, namentlich Erbsen, Bohnen oder Kürbisse zu gestatten. Der Buchweizen, auf den
beiläufig der gleiche Antheil an der Gesammtackerfläche entfällt, wird hauptsächlich im
nördlichen Podolien und im angrenzenden Nordosten des Landes angebaut. Der Anbau
von Hülsenfrüchten nimmt etwa 3 6 Procent der Ackerfläche in Anspruch.
Die wichtigsten Veränderungen, welche im Vergleich mit früheren Jahren in den
Anbauverhältnissen stattgefunden haben, lassen sich dahin zusammenfassen, daß von den
angeführten Culturpflanzen die bedeutendste Erweiterung der Anbaufläche erfahren haben:
zunächst der Mais, und zwar aus den bereits angegebenen Gründen, die bei dem starken
Anwachsen der Bevölkerung und der übermäßigen Bodenzersplitterung für ihn den Ausschlag
geben, dann der Weizen, der sich in einer längeren Reihe von Jahren klimatischen Einflüssen
gegenüber widerstandsfähiger als der Roggen erwiesen hat, die Hülsenfrüchte, für welche sich
die Marktverhältnisse günstiger gestaltet haben, und schließlich die Kartoffeln, deren Antheil
an der Ackerfläche sich mit der wachsenden Dichte der Bevölkerung vermehrt hat, obzwar
die Verwendung der Kartoffeln zur Branntweinbrennerei in den letzten Jahren eine nicht
unbedeutende Einschränkung erfahren hat. Das bedeutendste Zurückgehen der Anbaufläche
ist beim Buchweizen vorgekommen, was zum Theile dadurch erklärt wird, daß dieser Frucht,
richtiger der aus derselben bereiteten Grütze, die bei herabgesetzten Frachten in das Land
kommenden billigen Reissorten Concnrrenz machen. Außerdem hat auch die als Brache
ausgewiesene Ackerarea im Vergleich mit dem vorausgegangenen Decenninm um mehr als
ein Viertel abgenommen und zwar aus den bei Besprechung der Wirthschaftssysteme
entwickelten Gründen. Damit steht wohl die bedeutende Vermehrung des Anbaues von Klee
und sonstigen Futterkräutern namentlich auch Futterrüben im engen Zusammenhange.
Lein und Hanf werden im ganzen Lande angebaut, ersterer besonders stark in
einzelnen Gegenden des Hügellandes. Diese Faserpflanzen bilden die Grundlage für die uralte,
noch vor einigen Decenuieu in jeder ländlichen Wirthschaft betriebene, in eingeschränktem
Umfange bis auf den heutigen Tag erhaltene hausindustrielle Arbeit der Spinnerei und
Weberei. Der Anbau der genannten Pflanzen, der lediglich für den Kleingrundbesitz
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch