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1800 Hektar, wovon 206 auf den Kleingrnndbesitz entfallen. Der Antheil des Kleingrund-
befitzes an der Hopfencultur, der in Znnahme begriffen ist, ist ein erfreuliches Zeugniß für
das Bestreben sich anderwärts beobachtete Fortschritte anzueignen. Die Gesammtprodnction
von galizifchem Hopfen, der sehr geschätzt wird, beträgt 7160 Metercentner.
Die Erträge, welche der Ackerbau in Galizien liefert, bleiben hinter jenen der
westlichen und südlichen Länder nicht unbedeutend znrück. Die Ursache dieser Erscheinung
liegt zunächst in den klimatischen Verhältnissen des gegen Norden und Nordosten gänzlich
ungeschützten, gegen Süden aber durch den Karpathenwall abgegrenzten Landes, was
häusige Rückschläge des Winters bis tief in die Frühjahrszeit und dessen frühzeitiges
Auftreten in den Herbstmonaten, außerdem aber kalte Winde im Sommer, besonders im
podolischen Hochplateau zur Folge hat. Eine weitere Ursache, glücklicherweise nicht
unabänderlich wie die erstere, liegt in dem nicht genügend intensiven Anbau und in der
den Verhältnissen oft nicht angepaßten Fruchtfolge. In diesen Beziehungen besteht
zwischen dem landtäflichen und dem Kleingrundbesitze, insbesondere im mittleren und
östlichen Theile des Landes ein weitgehender Unterschied. Der weitaus überwiegende
Theil des landtäflichen Besitzes hat sich die Fortschritte des modernen Ackerbaues in Bezug
auf Ackergeräthe und Maschinen, sorgfältigere Bearbeitung des Bodens, Behandlung des
Düngers und Anwendung künstlicher Dungmittel n. s. w. im Großen und Ganzen
angeeignet und erzielt wesentlich höhere Erträge. Der Kleingrundbesitz hat zwar auch die
primitiven Geräthe, den Rührhacken (racklo), die soeku und zum größten Theile auch den
alten bäuerlichen Pflug aufgegeben. Ein stetiger und bedeutender Fortschritt in der
Anwendung verbesserter Ackergeräthe ist nicht zn verkennen; allein die Bestellung der Äcker
läßt im allgemeinen viel zu wünschen übrig, theilweise wegen unzulänglicher Zugkraft,
theilweise wegen fehlerhafter Behandlung des Düngers und unzulänglicher Düngung, zum
Theil endlich auch wegen unrichtiger Fruchtfolge, Gebrauch miuderwerthigeu Samens und
der überwiegend noch angewandten Handaussaat. In allen diesen Beziehungen ist indessen
ebenfalls ein Fortschritt bemerkbar, namentlich im westlichen, aber auch im mittleren Theile
des Landes, welcher zunächst dem Beispiele des landtäflichen Besitzes, dann aber den
laudwirthschastlicheu Vereinen und der wachsenden Volksbildung zu verdanken ist.
Ein sehr großer Theil Galiziens besitzt einen Boden, welcher der Entwässerung
bedarf. Mit Ausnahme Podoliens, welches durchlässige Böden hat, nnd des in gleicher
Lage befindlichen Theiles des Krakauer Gebietes kommen, sowohl im Mittelgebirge, als
auch im Hügellande und in der Ebene, ausgedehnte Bodenlagen vor, denen diese Melioration
nothwendig ist, weil sie eine bei den ungünstigen klimatischen Verhältnissen äußerst
erwünschte frühere Vornahme des Anbaues gestatten würde. Andererseits ist zur Hebung
des verhältnismäßig zumeist geringen Wiesenertrages, namentlich in dem an Wiesen und
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch