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am häufigsten ist die Mischung der Fichte und Tanne. In Hochlagen der östlichen
Karpathen tritt die Zirbelkiefer, und zwar manchmal, wiewohl selten in reinen Beständen
(k. k. Domäne Jasien gegen 300 Hektar) ans, größtenteils aber wächst dieselbe gruppen-
weise oder vereinzelt, und steigt mit der hier schon krüppelig wachsenden Buche und der
Griinerle fast bis in die Höhe der Krnmmholzregion. Die Wälder entwickeln sich sehr
kräftig und liefen: auch ein gutes, auf höheren, das Wachsthum mäßigenden Lagen sogar
ausgezeichnetes Werkholz (Resonanzholz). Reichliche Samenjahre sind nicht selten, und
wo die Forstunkräuter, besonders die Himbeere nicht überhand genommen haben oder die
Viehweide nicht übermäßig ausgeübt wird, ist die Ansamung meistens sehr reichlich, der
Nachwuchs rasch und gut geschlossen, das Altholz gesund. Jnsectenschäden sind nicht
häufig, vielleicht seltener, als in anderen mitteleuropäischen Gebirgswäldern.
In den östlichen, beinahe ausschließlich mit Wäldern und Forsten bedeckten
Karpathen, tief im Gebirge (Lndwiköwka, Mizuu, Worochta) findet man noch echte
Urwälder, welche ihre Unzugänglichkeit und besonders das Fehlen geeigneter wilder
Flößwässer vor den Angriffen des Menschen schützte und bis auf unsere Tage bewahrte.
Durch Wälder, die schon mehr oder weniger forstmäßig genutzt wurden, gelangt man
allmählig in eine Wildniß, die wirklich ergreifend ist. Den Boden, auf dem uralte
geborstene Stämme lang hingestreckt oder oft haushoch übereinander gethürmt morschen,
bildet vorwiegend eine tiefe, halbzersetzte, mit dicken Moospolstern belegte Humusschicht,
aus der häufig größere Steiublöcke oder Felsen hervorragen, unter denen nicht selten eine
Quelle hervorrieselt, deren Wasser nach kurzem Laufe im Gerölle und in moorigen, mit
Straußfarn und sprossendem Bärlapp dicht bewachsenen Schichten verschwindet, um weiter
unten desto reichlicher hervorzubrechen. Der Kronenschluß ist im Urwalde meistens sehr
unvollkommen; denn über dem Gewirre von morschen Stamm- und Aststücken, Stein-
blöcken, Farnkräutern, Himbeeren und Nachwüchsen verschiedensten Alters erheben sich
kerzengerade zu schwindelnder Höhe vereinzelte oder gruppenweise gewachsene Fichten und
Tannen, gelegentlich auch Buchen, anf deren unförmlich dicken, knorrigen Stämmen nicht
selten ungeheuerliche Zunderschwämme (?»1xpc»rus kvmenwrlus) wuchern. Von alten
Ästen senken sich lange, bleichgrüne, oft silberig schimmernde Bartflechten (vsneu darbula).
Der gewöhnlich sehr ungleichartige und beinahe undurchdringliche dichte Nachwuchs bildet
sich manchmal zu größeren und kleineren, beinahe gleichalterigen Horsten aus, namentlich
an Stellen, wo größere Windbrüche oder eine andere Ursache eine mehr gleichzeitige
Ansaat ermöglichte. Solche größere Horste sind aber Ausnahmen; denn der Urwald zeigt
meistens die höchste Unregelmäßigkeit, welche noch dadurch gesteigert wird, daß der
Anflug nicht nur auf dem Boden, sondern auch auf bemoosten Steinblöcken und auf dem
absterbenden und todten Holze erfolgt. Oft sieht man meterhohe und höhere Baumstümpfe
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch