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Außer den Sägewerkserzeugnissen liefern die galizischen Wälder Eisenbahnschwellen,
große, mit Handarbeit zugerichtete Rund- und Kanthölzer, Faßdauben, Grubenhölzern, s. w.,
wie es auch an gelungenen Versuchen nicht fehlt, dem inländischen Holze durch noch
andere Bearbeitungs- und Verwendungsmethoden einen größeren Werth abzugewinnen.
So erzeugt man Holzstoff, Holzstifte, Faßpfropfen, Paraffin- und Naphthafäfser aus>
Buchenholz, Klärspäne aus der Hasel, Terpentinöl und Theer aus gerodeten Kiefern-
wurzeln n. s. w. Sogar größere Kunsttischlereien sind in letzter Zeit entstanden, was alles
als ein günstiges Zeichen anzusehen ist, indem eine mannigfaltigere und verfeinerte Ver-
wendung des Holzes nicht ohne Einfluß auf die Preise edlerer Holzarten und dadurch
auch auf den Werth besser gepflegter Wälder sein wird.
Vieles hat sich schon jetzt gebessert und es ist zu hoffen, daß die Beispiele rationeller
Forstwirthschaft immer häufiger nachgeahmt, der Schmälerung galizischer Wälder kräftig
entgegenwirken und deren Bestehen der Zukunft sichern werden.
Jagd und Fischerei. — Die Verschiedenheit und die noch in einigen Gegenden
großartige Ausdehnung der in der Niederung und im Gebirge liegenden Wälder, die
zahlreichen Sümpfe und oft schilfreichen Teiche, wie auch die im östlichen Theile des
Landes steppenartigen Flächen tragen dazu bei, daß Galizien wohl von keinem anderen
Kronlande der westlichen Reichshälfte durch die Mannigfaltigkeit des Haar- und Feder-
wildes übertroffen wird, obwohl der Stand des friedlichen Wildes noch bei weitem nicht
so stark ist, wie er sein könnte. Nnr zu oft wurden früher die Schonzeiten nicht gehörig
eingehalten, das Raubzeug wurde mit wenig Nachdruck verfolgt, nur ausnahmsweise wurde
das Wild in Nothzeiten gefüttert, besonders aber schädigten den Wildstand die unberechtigten
Jagd- eigentlich Wildliebhaber vornehmlich aus bäuerlichen Kreisen. Die Wilddiebe,
zwar nicht so bösartig wie in den westlichen Kronländern, mehrten sich in den mittleren
Decennien des laufenden Jahrhunderts (nach 1848) derartig, daß in manchen Gegenden
dieselben zu einer wirklichen Landplage wurden und vielen Jagdbesitzern endlich alle Lust
an der Hege und Pflege des Wildes benahmen. Erst seit Einführung der Jagdreviere und
der festeren Handhabung der Jagdgesetze haben sich die Zustände insoweit gebessert, daß
gegenwärtig oft sogar in Wäldern geringerer Ausdehnung das Wild gepflegt und geschont,
die Jagd aber waidmännisch betrieben wird. Nur auf einigen großen Domänen nahm
und nimmt die Jagd den ihr gebührenden Rang stetig ein, wie auf den Gütern der Grafen
Andreas und Roman Potoeki, des Grafen Wladimir Dziednszycki, des Fürsten Adam
Sapieha, des Fürsten Sangnszko und einiger anderen Herren. Die früheren großen Wild-
parke sind aber größtentheils aufgelassen; von den bestehenden sind bemerkenswerth der große
und schöne Hirschpark in Krzeszowice (Graf Andreas Potoeki), der Wildpark in Kudnik (Graf
Ferdinand Hompesch-Bollheim) und der Dammhirschpark in Lancnt (Graf Roman Potoeki).
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch