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Brunftzeit das dröhnende Röhren eines oder mehrerer Capitalhirsche hören. Die Pürsch,
nur zu oft ungünstig verlaufend, bringt doch dem glücklichen Jäger manchmal wundervoll
ausgebildete, armdicke Geweihe als Jagdbeute, welche in den gewähltesten Sammlungen
den bewundernden Blick des Kenners auf sich lenken. Die Zahl des Edelwildes soll sich
bedeutend vermehrt haben; durchschnittlich werden jährlich 60 bis 70 Stück Edelhirsche
gestreckt, von denen die größte Zahl auf diejenigen Bezirke entfällt, wo noch ausgedehnte
Gebirgsnrwälder vorkommen, wie Dolina, Stryj, Nadworna, Tnrka.
Die in den Wildparks wie z. B. in Krzeszowice gehegten Hirsche entwickeln sich
befriedigend, erreichen aber nie die riesigen Dimensionen der in der Wildniß frei
erwachsenen Capitalhirschen, unter denen selten Kümmerer vorkommen.
Das Rehwild hat sich in den letzten Jahrzehnten auffallend vermehrt und auch
an Terrain gewonnen, indem gegenwärtig Rehwild bis an die Ostgrenzen des Landes
vorkommt, in Gegenden, wo vor etwa 30 Jahren ein versprengter Bock zu den größten
Seltenheiten gehörte. Diese günstige Wendung verdankt das Land der Thätigkeit des
galizischeu Jagdvereines (l'o^ar^vstwc» ^o^ieekie), welche durch ihre Bemühungen und
die Herausgabe der Zeitschrift (der Waidmann) mächtig zur Hebnug des Wild-
standes und der Jagd beigetragen hat. Die schon citirten Zusammenstellungen aus den
Jahren 1885 bis 1893 weisen die für Galizien bedeutende Zahl von 49.109 Stück, und
diese würde noch bedeutender sein, wenn nicht einige sehr schwere Winter den Wildstand
im Allgemeinen geschädigt hätten.
Auch die Hasen, welche sich wie das Rehwild mit steigender Cultur und der streng
eingehaltenen Schonzeit schnell mehren, sind in vielen Gegenden sehr häufig, mit Aus-
nahme des Gebirges, wo das Raubzeug nicht in Schranken gehalten werden kann und die
schneereichen Winter vielen Hasen verderblich sind.
Obwohl in Rudnik am 11. October 1887 ein junger Elch erlegt wurde, gehört das
Elchwild nicht mehr zur galizischeu Wildfauna, indem nach alten Urkunden die letzten
Elche im Jahre 1730 bei Niepoiomice erjagt wurden. Auf ihr früher häufigeres Vor-
kommen deuten viele Ortsnamen.
Um vieles mannigfaltiger und zahlreicher, aber auch wechselnder ist das galizische
Federwild. Das Gebirge mit seinen uralten Wäldern, die großen theilweise sumpfigen
Niederungswälder, wie die großen steppenartigen Flächen, besonders aber die Sümpfe,
Tümpel und Teiche bieten zahlreiche bequeme Rift- und Standplätze für das Federwild.
Vom Waldgeflügel besitzt Galizien das Auerhuhn, welches, nicht nur im Gebirge,
sondern auch in Niederungswäldern, wie z. B. bei Rozwadöw vorkommt. Nicht selten ist
das Birk- und Haselhuhn. Die Waldschnepfe zeigt sich in wechselnden Zügen, nistet
auch an manchen Orten.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch