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Waldbestände tragen, fast durchgehend kahl sind, ein weißlichgraues Aussehen haben,
aus Kalk und Schiefer bestehen, und zwischen 270 und 290 Meter Seehöhe schwanken.
Unter beständig wechselnden Höhenverhältnissen begleiten ihn auch die galizischen
Randhöhen, so daß eine Stromfahrt zu den dankbarsten Vergnügungen zählt. Da
von einem Befahren des Dniestrs durch Dampfschiffe beim Mangel an Kapitalien
noch lange nicht die Rede sein kann, so begnügt man sich mit dem Vehikel der Flößer,
die aus den galizischen Karpathen kommen, hie und da an die Ufer stoßend, Halt
machen und für ein geringes Entgelt, Tabak und sonstige Kleinigkeiten uns gerne
aufnehmen. Wir blicken mit Vergnügen in das reizend gelegene Thal von Babin, das
sich unseren Blicken südwärts öffnet, immer höher ansteigt und zu beiden Seiten eines
kleinen Baches seine ländlichen Häuser sehen läßt. Luka und Kostryziwka sind so niedrig
am User gelegen, wie die ihnen gegenüber liegende, ehemalige Kreisstadt Zaleszczyki,
die der Dniestr in einem großen weiten Bogen umspannt. An dieser Stelle trägt der
Fluß eine hohe steinerne Brücke, eine Errungenschaft der letzten Jahre, während man
sich zuvor im Sommer der Pontons, im Winter der Eisdecke bediente.
Bei Zaleszczyki macht der Dniestr eine starke Windung, die durch die galizischen
Hügel von Dobrowlany veranlaßt wird. Würden sich diese dem schönen breiten Fluß
nicht entgegenstellen, so hätte er sein Strombett im Norden dieser Stadt allein und es
würden mehrere Kilometer im Gevierte der Forst- oder Feldcultur erhalten bleiben. Dem
Vergnügnngszügler, der momentan das Floß benützt, kann diese Erscheinung die Freude
nur erhöhen, denn alle Augenblicke ändert sich die Scenerie und mäßig steile Höhen, die
hart an den Fluß treten und in ihre Seitenthäler Einblick gestatten, wechseln mit flachen
Ufern ab, so bei Repuzyuetz, Brodok, Mitkeu und Mossoröwka. Bei Mossoröwka und dem
benachbarten Samuszyn wiederholt sich die eigenartige Umspannnng des Terraius durch
eine zweite Windung des Dniestrs. Hier bildet der Fluß auch mehrere Inseln von
verschiedenen Längen, die der Flößer so gut kennt, daß er ihnen selbst bei Nacht geschickt
auszuweichen vermag. Bei Onut verläßt der Dniestr die Bukowina nnd der Tourist seiu
primitives Fahrzeug.
Die zahlreichen Fahr- und Fußwege, die in diesem Theile der Bukowina die
Ortschaften verbinden, ermöglichen dem Touristen mit Leichtigkeit das Land zwischen dem
Dniestr und dem Pruth zu durchwandern. Hier, wo einst Wald an Wald sich reihte
nnd Sümpfe und Moore den Boden bedeckten, tritt uns heute nach etwa 120 Jahren
österreichischer Verwaltung das anmuthigste Culturbild entgegen. Nach einer Tradition
waren die ausgedehnten Waldungen hier so dicht, daß bei der Occupation des Landes
durch Österreich das einrückende Militär stellenweise die Axt gebrauchen mußte, um
vorwärts zu kommen. Der Wald ist längst gewichen und beschränkt sich heute auf den
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Volume 20
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bukowina
- Volume
- 20
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.14 x 21.77 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch