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denn die zahlreichen Wildbäche, die gelegentlich starker Regengüsse entstehen, haben die
Straße bis zur Unkenntlichkeit verwüstet. Sobald wir eine kleine, aber änßerst dichte
Fichtenwaldung passirt haben, gelangen wir auf das Plateau der Landschaft, das von
mäßigen Bergen nmgeben wird und 1262 Meter hoch liegt. In größeren und kleineren
Beständen finden wir hier die Föhre und die Grauerle, unter den Sträuchern den
Brombeerstrauch und die Heidelbeere; die weiten Wiesen schmücken sich mit der Alpenrose
und dem Edelweiß, mit dem schwarzen Hahnenfuß und der orangegelben Arnica, die in der
Volksmedicin eine große Rolle spielt. Ein Blick nach Norden zeigt uns- eine kleine
Ansiedlnng, die der Radautzer k. k. Pferdezucht-Anstalt angehört, und den Zweck hat, die
Staats-Gestütspserde meist englischer, arabischer und normännischer Abkunft während der
Sommermonate die vollste Freiheit genießen zu lassen. Trotz der Entlegenheit dieser Berg-
gegend, die viele Kilometer in der Runde kaum zwei oder drei Huzulenwirthschaften aufweist,
erfreut sich die Luczina ihrer seltenen Anmuth und Schönheit wegen vielfacher, mitunter
auch sehr vornehmer Besuche. Obenan stehen jene Ihrer kaiserlichen Hoheiten des weiland
Kronprinzen Rudolf (10. Juli 1887) und des Erzherzogs Peter Ferdinand (29. Juli 1895),
die über die Schönheit der Landschaft ihr Wohlgefallen laut zum Ausdrucke brachten.
Westwärts von der Luczina gelangen wir in die Landschaft Bobeika, deren Wiesen
auch den Staats-Gestütspserden dienen, und von da, ans Fußsteigen über Berglehnen, nach
der Stara Wipczyna und dem Czarny-Dit. Die Thalengen werden hier häufig durch
feuchten Moorboden, felsige Flußmündungen, faules Holzwerk und Schluchten so
unpraktikabel, daß selbst das Saumroß nur mit Mühe fortkommt. In dem nördlichen Theil
der Stara Wipczyna finden wir oft Sümpfe, die den Kirlibababach begleiten, der hier
seine Quellen hat. Von hier gelangen wir auf die Doszcziua (1461 Meter), die eine sanfte
waldlose Erhebung bildet und in ihren Thälern die Quellen zweier Gebirgsbäche trägt,
der Kobilora (zur Suczawa) und der Sarata (zum Ezeremosz). Dieser Berg in Verbindung
mit der Horoszina im Osten und dem Hreben im Westen ist die wasserscheidende Höhe
zwischen dem Ezeremosz, der Suczawa und der Goldenen Bistritza.
Ezeremoszthal. Theilweise auf waldlosen Rücken, nur wenig durch tiefe Ein
fattelnngen gestört, gelangen wir mittelst des Saumweges auf die Höhe des Tomnatik
(1567 Meter) und des Jarowetz (1580 Meter), deren beide Kuppen der Saumpfad umgeht,
worauf wir nach Überschreitung der Jalowiczora und ihrer kleinen Zuflüsse und nach
Überwindung mannigfacher Schwierigkeiten aus den Hrebeniszcze (1424 Meter) und die
Lossowa (1429 Meter) kommen, in deren Seitenthälern hie und da eine Sennhütte oder
ein einsames Huzulenhaus sich erhebt, das aus Holz gezimmert, mit Brettern bedeckt und
mit Steinen belastet ist. Der Rücken der Lossowa ist breit und meist waldlos; Sanm- und
Fußwege kreuzen einander und führen theils über die ganze Länge des Rückens, theils
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Volume 20
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bukowina
- Volume
- 20
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.14 x 21.77 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch