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und polirten Steinwerkzeuge zur besten Entwicklung. Auch in der Bukowina sind bereits
relativ viele dieser Zeit angehörige Steinwerkzeuge vereinzelt und im Zusammenhange mit
Thongefäßen und verschiedenen knöchernen Werkzeugen gefunden worden. Unter den
Einzelnfunden sind die aus Feuerstein zugeschlagenen und theilweise polirten Flachbeile
von Czeruowitz, Duboutz, Franzthal, Kuczurmare, Onut, Pojaua Mikuli und anderen
Orten, sowie die aus verschiedenen Hornblendegesteinen verfertigten durchbohrten Stein-
hämmer von Czudyu, Jaslowetz, Kaczyka, Zwiniacze ?c. recht charakteristische Vertreter ihrer
Gattung, und besonders die ersteren zeigen sowohl in der Wahl ihres Rohmaterials wie
in ihrer Form unverkennbare Analogien mit nordwestlichen, zum Theil weit entlegenen
Fundgebieten.
Von größerer Wichtigkeit als die Einzelnfunde sind die neolithischen Wohnplätze
und Grabstätten des Landes. Unter den bis jetzt bekannt gewordenen offenen Wohnplätzen
nimmt jener von Szipenitz am Pruth die erste Stelle ein. Aber auch die Funde aus den
Ziegeleien des südlicher gelegenen Sereth, sowie von den nördlicher gelegenen Orten
Chliwestie und Doroszoutz sind erwähnenswerth. Diese alten Ansiedelungen erscheinen fast
alle an Stellen, an welchen heutzutage, den vielen geschichtlichen Umwälzungen znm Trotz,
noch immer ein Dorf oder eine Stadt steht. Ein vollwichtiger Beweis für die natürliche
Eignung einer solchen Stelle zum menschlichen Wohnplatze. Die neolithischen Dörfer
bestanden aus kleinen Hütten, deren Wände aus Reisig geflochten und mit Lehm verkleidet
waren und d eren Bedachung wahrscheinlich (so wie heute noch landesüblich) aus Schilf
oder Stroh bestand. Diese feuergefährlichen Wohnungen sind gewiß auch oft von den
Flammen zerstört worden. Die Funde beweisen dies. In den 1 bis 2 Meter unter der
heutigen Erdoberfläche zu ergrabenden Culturschichten findet man oft Massen von grellroth
gebrannten Lehmfragmenten des Hüttenbewurfes mit den Abdrücken des vom Feuer
zerstörten Reisiggerippes. Dazwischen liegen dann die Reste von verschiedenen Fenerstein-
uud Knochenwerkzeugen, Knochenabfälle von den Mahlzeiten, zahlreiche Thongefäßreste
und als Raritäten Bruchstücke von Thonfigürchen. Diese keramischen Reste sind das
eigentlich Werthvolle an den Funden. Unter den mannigfaltigen Formen der Gefäße
sind in die Augen springend große oft mehr als einen halben Meter im Durchmesser
haltende Vorrathsgefäße, verschieden große Topfgefäße, flache und tiefe Schüsseln und
merkwürdige Doppelgestelle, die wohl als Untersatz für kleinere Gefäße mit gewölbtem
Boden aufzufassen sind. Dies ist alles mit freier Hand aus einem ziemlich feinen Lehm
geformt, gut geglättet, leicht gebrannt, von hellbrauner oder rother Farbe und mit
dunkelbraunen oder rothen Farben bemalt. Diese Bemalnng ist nun eine ganz besondere.
Sie gefällt sich nicht in der Wiedergabe der an prähistorischen Funden so häufig
angewendeten einfachen geometrischen Ornamente, sondern sie erzeugt mit Vorliebe
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Volume 20
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bukowina
- Volume
- 20
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.14 x 21.77 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch