Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Kronprinzenwerk
deutsch
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bukowina, Volume 20
Page - 290 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 290 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bukowina, Volume 20

Image of the Page - 290 -

Image of the Page - 290 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bukowina, Volume 20

Text of the Page - 290 -

290 Blicken der Fremden zu entziehen und um ihr Eigenthum zu schützen, was ihren Häusern einen geheimnißvollen Anstrich verleiht. So mittheilsam sie ihren Stammesbrüdern gegen- über sind, so mißtrauisch sind sie gegen Fremde, weshalb man auch über ihr geselliges Leben, wenn bei ihnen überhaupt von einem solchen die Rede sein kann, wenig oder nichts erfährt. Ihre Feste und Hochzeiten erhalten durch das Absingen etwas monotoner religiöser Gesänge und weltlicher Liebeslieder eine originelle Abwechslung. Um heiraten zu können, soll der Bursch, wenn er auch kein Haus und Feld sein eigen nennt, doch Wagen und Pferd besitzen; das Mädchen bekommt zur Aussteuer gewöhnlich Feld und eine Kuh. Die jungen Leute wohnen stets ein bis zwei Jahre bei den Eltern des Bräutigams, während welcher Zeit ihnen ein eigenes Haus gebaut wird. Die Ehen der Bezpopowcy sind eigentlich wilde Ehen; dagegen sind die letzteren bei den Popowcy streng verpönt; wer dennoch in wilder Ehe leben würde, dem würde das Brunnenwasser, das Betreten der Straße und der Kirchenbesuch durch sieben Jahre verwehrt. Die Nahrung der Lippowauer ist gewöhnlich eine vegetabile und besteht aus Hülsen- früchten und verschiedenem Obst. Fleisch genießen sie nur im Winter namentlich im Fasching, Mönche und Nonnen aber nie. Ihre Kochkunst ist höchst einfach. Die Speisen werden in Thontöpfen in dem sehr heißen Backofen zum Dünsten zugestellt. Hierauf wird die Backofen- öffnnng mit einem halbkreisförmigen Brett oder Stein, genannt, verstellt, um den Zutritt der Lnft hintanzuhalten. Zur Essenszeit werden dann die Töpfe mit den gut- gekochten Speisen herausgenommen und die letzteren aufgetischt. Durch diesen Vorgang erhalten sie ihre Speisen im warmen Zustande auch über die gewöhnliche Mittagszeit hinaus. Doch wird auch viel auf dem Herde gekocht. Ihre Fasteu sind streng und dauern 186 Tage im Jahr. Die Masse des Lippowaner Volkes will von einer modernen höheren Schulbildung nichts wissen, im Bewußtsein, daß jede höhere Bildung ihre religiösen Anschauungen über den Hänfen werfen müsse. In neuerer Zeit aber scheinen fortschrittsfreundlichere Ansichten bei ihnen Eingang gefunden zu haben, denn sie beginnen ihre Kinder auch auf Mittelschulen zu schicken, von denen zwei bereits matnrirt haben und einer Namens Epiphanias Balanowiez sich ein Officierspatent im k. und k. Heere erwarb, dessen Bruder Entychie aber griechisch-orientalischer Pfarrer in Petersburg ist. Epiphanias Balanowiez, der durch drei Jahre in Wien die Medicin studirte, dies Studium aber wegen Abgang von Existenzmitteln unterbrechen mußte, ist gegenwärtig öffentlicher Lehrer an der Schule in Klimontz, wo er sich um die Bildung der Lippowauerkinder, für die er eigene Fibeln herausgegeben hat, erfolgreich bemüht. Doch stehen derartige Fälle höherer Bildung bei den Lippowanern bis heute vereinzelt da. Hingegen kann fast jeder Lippowaner, Mann oder Weib,
back to the  book Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bukowina, Volume 20"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Bukowina, Volume 20
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Bukowina
Volume
20
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1899
Language
German
License
PD
Size
15.14 x 21.77 cm
Pages
546
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
Kronprinzenwerk deutsch
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild