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zwei „Ruperus" (Ruprecht) umgeben, über die Menschen, insbesondere aber über die kleinen
Kinder Gericht hält. Als Ankläger treten Petrus, Nikolaus, Martinus und Moses auf.
Was sie vorbringen, lautet so belastend, daß der eine der beiden Ruperus schon Miene
macht, sich der anwesenden Kinder zu bemächtigen. Da erfleht der heilige Thomas
ihre Begnadigung. Bis auf die beiden Engel und die beiden Ruperus, deren Rollen
in den Händen von Mädchen, beziehungsweise Knaben liegen, werden alle handelnden
Personen von Männern dargestellt. Jeder Darsteller ist mit einem weißen, durch einen
Gürtel aus farbigem Papier zusammengehaltenen Hemd bekleidet. Das Haupt ziert eine
papierene Krone. In der Hand hält Christus ein Scepter, Petrus einen langen hölzernen
Schlüssel, Moses zwei steinerne Tafeln, Nikolaus und Thomas Hirtenstäbe, Martinus
eine Büchse, der große Engel einen hölzernen Degen, der kleine Engel eine Schelle und
die beiden Ruperus Ketten. So ziehen „die Apostel" von Haus zu Haus, um überall
da, wo man ihnen dazu die Erlaubniß gibt, gegen ein kleines Honorar, das Martinus
übernimmt, in der Stube oder im Vorhause ihr „Spiel" aufzuführen. Die beigegebene
Abbildung stellt die Schlußscene dar, wo alle handelnden Personen ein Weihnachtslied
absingen.
Trotz ihrer höheren Intelligenz sind die Deutschen in der Bukowina ebensowenig
wie die anderen Stämme von Aberglauben frei. Allgemein geübt ist das Bleigießen und
Schuhwerfen am Andreastage. Die Mädchen suchen außerdem an diesem Tage dnrch das
Knödel- und das Zaunpfahlorakel die Zukunft zu erforschen. Zn ersterem Pflegen sich
in der Regel neun Mädchen zu versammeln. Ein jedes bereitet einen Knödel und merkt sich
dessen Form und Größe. Sind die Knödel gekocht, so setzen sie dieselben einem wohl-
genährten Hunde vor. Das Mädchen, dessen Knödel der Hnnd zuerst verzehrt, wird
bald Hochzeit halten. Das Zaunpfahlorakel dagegen besteht darin, daß die Mädchen
um Mitternacht die Pfähle des erstbesten Zaunes zählen. Bei dem zwölften Pfahle wird
haltgemacht. Je nachdem dieser Pfahl gerade oder krumm ist, wird der Bräutigam
schön gewachsen oder bucklig sein. Dem Hausvater ist der Weihnachtsabend vorbedeutend.
Helle Weihnachten verkünden ihm helle, d. i. leere, dunkle Weihnachten dunkle, d. i. volle
Scheunen. Um zu erfahren, welche Früchte im kommenden Jahre gedeihen oder mißrathen
werden, legt er auf ein Brett eine Anzahl glühender Kohlen, die er vorher nach den
verschiedenen Fruchtgattungen, die er anzubauen Pflegt, benannt. Dann achtet er genau
darauf, welche Kohlen ganz verbrennen und welche bald erlöschen. Erstere zeigen ihm
jene Früchte an, von denen eine gute, letztere, von denen eine schlechte Ernte zu erwarten
ist. Am Sylvesterabend sucht er mittelst des bekannten Zwiebelkalenders die trockenen
und die regenreichen Monate des neuen Jahres zu bestimmen. Gegen Hagel glaubt er
die Feldfrüchte dadurch zu schützen, daß er die zn Asche verbrannten Schalen von
Bukowina. 20
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Volume 20
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bukowina
- Volume
- 20
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.14 x 21.77 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch