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geweihten Ostereiern aus die angebanten Felder streut und die Birkenbäumchen, die am
Frohnleichnamsfeste in der Nähe der Altäre standen, zwischen die Saaten pflanzt.
Selbstverständlich spielen im Volksglauben der Bukowiuer Deutscheu auch die Hexe» eine
nicht geringe Rolle. Ihr Einfluß erstreckt sich auf Vieh uud Menschen. Das Vieh sucht
man dadurch gegen sie zu schützen, daß man ihm die bei der Frohnleichnamsprocession
verwendeten Blnmen unter das Futter mischt.
Die j?olen.
Seit mehr als einem halben Jahrtausend haben die Polen wiederholt die Geschicke
der Bukowina beeinflußt und mehr als ein Blatt der Geschichte dieses Landes ist eng
mit dem polnischen Namen verknüpft. Zur selben Zeit, als das moldauische Fürstenthum
im Süden der Bukowina im Entstehen begriffen war, gerieth der nördliche Theil derselben
unter die Oberherrschaft der Polen, welche damals — unter Kazimir III. dem Großen —
Galizien in Besitz nahmen. Wie früher die rnthenischen Fürsten von Haliez ihren Einflnß
bis weit nach dem Süden geltend gemacht hatten, so waren auch die Pläne ihres Erben,
des polnischen Königs, anf ein möglichst weites Vordringen den Prnth und Dniestr
abwärts gerichtet. Thatsächlich nahm Kazimir nicht nur die heutige nördliche Bukowina
zwischen Prnth und Dniester ein, sondern er ergriff auch Besitz vom westlichen Hügellande
derselben südlich vom Prnth und verband auch das Czeremoszgebiet mit seinem Reiche.
Zum Schutze dieser Landstriche hat Kazimir, wie die polnischen Reichstagsabgeordneten
im Jahre 1448 erklärten, außer anderen festen Orten in den benachbarten Ländern die
Burg Ceeiua erbaut. Die Trümmer derselben krönen noch hente den Gipfel des gleich-
namigen Berges, der sich westlich von Czernowitz bis zu einer Höhe von 539 Metern
erhebt und einer der beherrschenden Pnnkte des Hügellandes zwischen Prnth und
Czeremosz ist.
In ihrem weiteren Vordringen wurden die Polen durch das neu begründete
Fürstenthum Moldau gehindert. Zwischen den beiden Staatswesen mußte es zu einem
Zusammenstoße kommen. Ein Thronstreit zwischen den moldauischen Fürsten Stefan I.
und Peter I. bot Kazimir die erste willkommene Gelegenheit in die Verhältnisse der Moldan
einzugreifen. Von Stefan aufgefordert zog Kazimir im Jahre 1359 in die Bukowina; aber
auf der schwarzen Alm bei Hliboka erlitt das polnische Ritterheer durch die Moldauer eine
gänzliche Niederlage. Peters Krieger sollen die am Wege stehenden Bäume unterhackt und
sie hierauf auf das durchziehende polnische Heer gestürzt haben. Viele Polen wurden auf
diese Weise getödtet, noch mehr gefangen, und überdies fielen drei königliche und neun
adelige Fahnen mit zahlreicher anderer Bente den Moldauern in die Hände.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Volume 20
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bukowina
- Volume
- 20
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.14 x 21.77 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch