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erwähnten römischen Ziegelfragmente stammen aus einem, am Fuße des Hügels bloß-
gelegten Gemäuer. Bemerkenswerth ist auch der in Sereth befindliche bedeutende Wall,
von dessen acht bis neun Meter betragender Höhe mindestens zwei Meter künstlich
aufgeschüttet erscheinen und welcher bis nun die wichtigste Fundstätte für prähistorische
und einzelne für römisch gehaltene Objecte in der Bukowina bildet.
In der Folgezeit wurde Sereth bald von dem geographisch besonders günstig
gelegenen Suczawa überflügelt. Für den orientalischen Handel, der sich auch gegen
Siebenbürgen und Ungarn hin entwickelte, war letzteres ein wichtiger Stapelplatz
geworden. Die Terrainbildung von Suczawa hat große Ähnlichkeit mit jener von Sereth.
Auch hier ist es ein theilweise zerklüftetes Hochplateau, an dessen steil gegen den Suczawa-
fluß abfallendem Nordrande die Stadt liegt. Sowohl westlich als östlich von der Stadt
trägt dieser Steilhang Ruinen; die im Westen gelegenen bestehen lediglich aus einem, unter
der Bezeichnung äs la upus Ltekan csl inai-e* bekannten, ungefähr acht Meter
breiten quadratischen Thurme, von dessen massigen Bruchsteinmauern die vordere bereits
abgestürzt ist oder abgebrochen wurde, während die im Osten befindlichen Ruinen vom
alten Berg- oder Fürstenschlosse stammen. Innerhalb der dasselbe von drei Seiten
umgrenzenden, bis zu 30 Meter breiten Grüben bedeckt dieses eine Fläche von 125 Meter
Länge und 90 Meter größter Breite; die grabenlose Seite bildet den jähen Absturz
gegen den tief eingeschnittenen Kakainerbach, der, sowie dessen Seitenschlucht, der Szipot,
die Fundstätte zahlreicher Münzen, Pfeilspitzen, Sporen und dergleichen ist. Auf dem
entgegengesetzten Ufer dieses Baches liegt die alte Metropolitan- oder Mirantzerkirche,
die der Sage nach mit dem Schlosse durch eine allerdings fabelhafte Brücke in Verbindung
gestanden sein soll. Diese mit verschiedenen Verschanzungen umgebene mächtigste Burg
der Bukowina spielte in der Geschichte des Landes eine bedeutende Rolle, namentlich
als vom vorletzten Decennium des XIV. oder doch vom XV. Jahrhundert an bis nach der
Mitte des XVI. Jahrhunderts die moldauischen Wojwodeu in Suczawa residirten. In
seiner „Denkschrift" vom Jahre 1779 berichtet der General Karl Freiherr von Enzenberg,
das sich in Suczawa siebenzehn große demolirte Kirchen und zahlreiche, kunstgerecht
hergestellte, sehr tiefe Keller befinden, endlich daß diese Stadt „eine sehr weitläufige, uuu
zusammengefallene Residenz und eine große, auch zusammengefallene Bergfestung" besitzt.
Unter der hier erwähnten Residenz dürfte, neueren Nachforschungen und Aussagen älterer
Leute zufolge, ein in der Stadt selbst, und zwar in der Nähe der Mirautzer- und
Demetriuskirche gelegener, größerer fürstlicher Bau verstanden gewesen sein, von welchem
hente allerdings nur mehr die sich unter den Straßen herumziehenden Keller und altes,
stellenweise als Fundamente wiederbenütztes Gemäuer nachgewiesen werden können; unter
der „Bergfestung", welche, wie besonders Gabriel Freiherr von Spleuyi 1775 berichtet,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Volume 20
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bukowina
- Volume
- 20
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.14 x 21.77 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch