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das Buch dem Christuskinde am Arme der Gottesmutter überreichend, abgebildet ist.
Jedem Evangelium geht eine illnminirte Randleiste und das Bild des betreffenden
Evangelisten voran. Geschrieben wurde das Buch von dem Jeromonachen Nikodin im
Jahre 1473. Wir heben u. a. noch das 1607 von Jeremias Mogila dem Kloster
Suczawitza, ferner zwei große, 1610 von Anastasius Krimka dem Kloster Dragomirua
geschenkte Evangelienbücher hervor, welche reiche und hübsche Miniaturmalereien enthalten
und erwähnen, daß Watra-Moldawitza ein zu Beginn des XVII. Jahrhunderts von dem
Radantzer Bischof Ephrem eigenhändig geschriebenes Psalmbuch besitzt.
Gedruckte Kirchenbücher mit Initialen und Abbildungen finden wir bereits im
XVII. Jahrhundert, z. B. ein Evangelium aus dem Jahre 1697, in Kiew hergestellt, zu
Suczawitza; ein solches, ebenfalls aus Kiew, 1746, mit fünf großen Kupferstichen; ein von
der Kaiserin Anna gespendetes, aus dem Jahre 1735, gedruckt in Moskau, zu Watra-
Moldawitza u. s. w. Auch Lemberg (1665 zc.), Neamtz und Jassy (1702) ?c. kommen als
Druckorte vor. In Suczawa bestand eineDruckerei schon in der ersten Hälfte des XVII. Jahr-
hunderts, in Radautz eine solche unter Bischof Warlaam in der Mitte des XVIII. Jahr-
hunderts. Der Kupferstich war in der in Rede stehenden Epoche — und ist in der Bukowina
selbst heute noch — nicht vertreten; an älteren Lithographien findet man n. a. zwei franzö-
sische, Stefan den Großen, beziehungsweise den Wojewoden Basil Lupul darstellend, im
Kloster Suczawitza und eine aus dem Anfange dieses Jahrhunderts stammende, in Lemberg
gedruckte, mit der damaligen Ansicht von Ezernowitz.
In der orientalischen Kirche, welche die figürliche Plastik vollständig verpönte,
während sie auf der Synode vom Jahre 842 nach den Bilderstreitigkeiten die Malerei
wieder gestattete, mußte sich naturgemäß die letztere, hier fast Alleinherrscherin im Reiche
der decorativen Künste, in hervorragender Weise, wenn auch nicht immer bis zur höchsten
Kunstentfaltung entwickeln. Gehemmt war sie in dieser Beziehung theils durch den
pädagogischen Zweck, theils durch ihre, sich über einen bedeutenden Umfang erstreckende
ornamentale Natur. Sie ließ ferner die Individualität des Künstlers nur in beschränktem
Maße zur Geltung gelangen, da die orthodoxe Kirche ziemlich strenge, noch heute bestehende
Borschriften in Bezug auf Inhalt und Vertheilnng der einzelnen Bilder erließ. Durch
ihren erziehlichen Charakter ist die Malerei vorwiegend eine Dienerin des Cultus geworden.
Analphabetikern sollte sie — und diese waren nicht blos im gesammten Volke, sondern
auch in der überwiegenden Zahl der Mönche zu suchen — die Legenden aus dem alten
und neuen Testamente, in einzelne Cyklen grnppirt, vermitteln; den srommen Gläubigen
hatte sie die guten Thaten und die Leiden der Märtyrer, die Sünden und Greuel der
Ketzer und Bösen vorzuführen; dem hingebenden Gemüthe sollte sie von den Freuden
des Himmels und den Qualen der Hölle erzählen. Vielfach schematisch, wie die Lettern
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Volume 20
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bukowina
- Volume
- 20
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.14 x 21.77 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch