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recht gute Erträge gab, eultivirt. Später wurde viel großkörniger Champagnerroggen als
Saatgut importirt, der sich auch schnell im Lande verbreitete; da derselbe aber häufig
auswinterte, auch die Roggenernten auffallend zurückgingen, so kehrte man nach und nach
wieder zu den russischen und deutschen Roggensorten zurück.
Am geringsten ist die dem Weizenbau gewidmete Fläche, die etwas über 17.000
Hektar oder 6 Procent der Gesammtackerarea des Landes beträgt; 3 7 Procent werden mit
Winter-, 2 3 Procent mit Sommerweizen bebaut. Im Flachlande ist das Verhältniß des
Winters- zum Sommerweizen 79 2 : 20 8 Procent der Weizenanbaufläche, im Vorgebirge
50 : 50 Procent; im Gebirge wird nur Sommerweizen gebaut. Die für die Weizen-
production wichtigsten Landestheile sind das Dniestrplateau, das Pruththal und die
südöstlichen Ecken des Landes am unteren Laufe des Suczawaflusses. Am häufigsten wird
der rothkörnige Banaterweizen, seltener der rothbärtige Bictoriaweizen und in den minder
günstigen Lagen gelber Kolbenweizen gebaut. Ziemlich viel wird ein rothbärtiger Wechsel-
weizen, der abwechselnd einmal im Herbste und das andere Mal im Frühjahre angebaut
wird, cnltivirt.
Das Halmgetreide wird meistens gegen einen Schnitterantheil, der zehnten bis
zwölften Garbe, gefechst und im Kreuze von je 15 Garben aufgestellt, von denen je zwei
eine sogenannte „Klania", also 30 Stück ergeben; Klania ist überhaupt die Bezeichnung für
30 Stück, wie im Deutschen „Schock" für 60 Stück.
Der Körnerbau ist in der Bukowina in Folge des Sinkens der Getreidepreise, des
Steigens der Arbeitslöhne und theilweise des Mißrathens bald der einen, bald der
anderen Frucht in den letzten Jahren im Rückgange begriffen. Die dem Körnerbau
entzogenen Flächen sind vorwiegend dem Anbau der Futterpflanzen, dem Klee und der
Luzerne, sowie dem Futterrübenbau zugewendet worden. Eine nicht unbeträchtliche
Steigerung hat auch der Bau der Hülsenfrüchte erfahren.
Der Rapsbau kommt in größerer Ausdehnung in einem Theile des Pruththales und
auf dem Dniestrplateau vor, wo auch Fenchel cnltivirt wird, Buchweizen in den zum
Vorgebirge gehörenden Gebieten und im Gebirge, Hirse im Moldawathale, im Quellen-
gebiete der Suczawa, im Oberlauf des Sereth. In neuester Zeit hat mau sich vielfach dem
Anbau des blauen Mohns mit sehr gutem Erfolge zugewendet.
Die Kartoffel ist im ganzen Lande verbreitet; 22.000 Hektar, 7 6 Procent der
Gesammtackerarea, sind dem Kartoffelbau gewidmet. Von dem durchschnittlichen Jahres-
ertrag gelangen 47 Procent zum Eonfum, 37 Procent zur Viehfütterung und Branntwein-
erzeugung und 16 Procent als Saatgut zur Verwendung. Die Brachfelder betragen durch-
schnittlich bis 5 Procent der Gesammtackerfläche im Lande, jedoch ist das Verhältniß der
Brache zum Ackerlande je nach den einzelnen Gebieten sehr verschieden.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Volume 20
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bukowina
- Volume
- 20
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.14 x 21.77 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch