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werden. Die Eintheilung erfolgt gewöhnlich, wenn die Hengste das vierte Lebensjahr
überschritten haben. Die militärisch-organisirte Gestütsbranche untersteht in administrativer
Beziehung dem Ackerbau-Ministerium, in militärischer dem Militär-Jnspectorate der
k. k. Pferdezucht-Anstalten, beziehungsweise dem Reichs-Kriegs-Ministerinm. Als Gestüts-
Cvmmandant, welcher gleichzeitig Director und Vorstand der Anstalt ist, snngirt ein
Stabsofficier, welchem sämmtliche militärische und civile Organe derselben untergeordnet
sind. Die Leitung der Wirthschaft obliegt unter der mitverantwortlichen Oberleitung des
Gestütsdirectors einem Wirthschasts-Jnspector.
In Radantz ist der Sitz der Gestüts-Direction. Der Betrieb der Wirthschaft erstreckt
sich auf fünf sehr ausgedehnte Wirthschaftsbezirke, jener des Gestütes auf ebeusoviele
Gestütsposten, beziehungsweise im Ganzen auf 16 Gestütshöfe, von welchen einzelne das
ganze Jahr, andere aber nnr während der Sommermonate in Benützung sind. Bei dem
in Radautz befindlichen Gestütsposten sind außer der Beschälperiode die Pepiui'ere-Hengste,
dann die im vierten Lebensjahre stehenden jungen Hengste vor deren Eintheilung in die
Depots, ferner die zum An- und Zureiten, wie zum Einfahren bestimmten Pferde und ein
Theil der Gebrauchspferde in zweckmäßig eingerichteten Stallungen untergebracht.
Nach erfolgter dualistischer Gestaltung des Kaiserstaates fielen dem Staatsgestüte
Radautz andere Aufgaben zu, als es bis zu diesem Zeitpunkte der Fall war. Die aus
dieser Anstalt bis zum Jahre 1869 nach Galizien, der Bukowina, Ungarn und Sieben-
bürgen eingetheilten Laudesbeschäler gehörten zumeist dem leichteren arabischen und anglo-
arabischen Schlage an, während die westlichen Provinzen mit den schwereren Halbblnt-
schlägen aus dem jetzigen königlich ungarischen Staatsgestüt Mezöhegyes versehen wurden.
Diesen Umständen entsprechend ist die gegenwärtige Zuchtrichtung keine einheitliche.
Radautz betreibt nunmehr die Zucht des edlen mittelschweren und leichteren englischen und
arabischen Reit- und Wagenschlages, ebenso auch die Reiuzucht mit einem kleineren
Stamme der Lippizaner- und Hnzulen-Raee.
Der am 1. November eines jeden Jahres einzuhaltende Maximal-Pferdebestand
des Gestütes beträgt einschließlich der Wirthschafts- und Gestütsgebrauchspferde 1258 Stück.
Sowohl die Muttergestüte, wie auch die nach dem Geschlechteuud dem Alter geordneten
Fohlenjahrgänge sind während der Wintermonate in gemauerten, langen, entsprechend
breiten Laufstallungen untergebracht, in welchen sie sich zumeist frei bewegen können. Vor
jedem Stalle befindet sich ein geräumiger Auslauf-Tummelplatz, auch Okol genannt.
In den Frühlingsmonaten werden nach Maßgabe der Henvorräthe die älteren
Fohlenjahrgänge in die im Gebirge befindlichen Gestütshöfe verlegt. Sobald eine
ausreichende Weide in den Gebirgsstationen vorhanden ist, rücken die fohlenlosen Mutter-
stuten, dann das dreijährige Stuten-, das dreijährige und zweijährige Hengstengestüt bis
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Volume 20
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bukowina
- Volume
- 20
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.14 x 21.77 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch