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Luczina vor. Der Gestütsposten Lucziua liegt in den Karpathen 101 Kilometer von
Radantz entfernt.
Bei anhaltend regnerischem und kaltem Wetter werden die Pferde in die ihnen
zugewiesenen Stallungen eingetrieben, während dieselben bei günstigem Wetter Tag und
Nacht im Freien verbleiben; überwacht werden die Gestüte durch berittene Csikos. Ein
annäherndes Bild, wie die Gestütpferde im Rudel durch die berittenen, mit langen schweren
Peitschenschnüren auf einem kurzen Stile (dem sogenannten Harapnik) versehenen, von den
Gestütshunden begleiteten Csikosen geleitet, geführt und in Ordnung erhalten werden, bot
die Exposition des Radautzer Gestütes vom 9. bis 13. August 1890 bei der land- und
forstwirtschaftlichen Ausstellung in Wien.
Ein fesselndes Bild bieten die einzelnen Gestütsabtheilungen, wenn dieselben von ihren
entlegenen Weideplätzen zu dem iu der Nähe des Gestütspostens gelegenen sogenannten Salz-
platze zu- und abgetrieben werden. Ein Gestüt ist kaum im Walde verschwunden, so erscheint
ein zweites auf der Bildfläche, entweder in gemächlicher ruhiger Gangart, oder aber im wilden
Jagen, Treiben und Spielen, was namentlich bei den Hengstenjahrgängen der Fall ist.
Wird ein Gestüt durch irgend eine Veranlassung, ein heftiges Gewitter oder ein
Raubthier, Bär oder Wolf, erschreckt, so ist es für den Csikos keine leichte und gefahrlose
Aufgabe, den ihm anvertrauten Rudel von 100 und mehr Pferden zusammenzuhalten.
Das Huzulengestüt ist das ganze Jahr in Luczina. Die Nachkommen der Hnznlen-
race müssen zur Erhaltung des Typus, ihrer Raceeigeuschafteu, unter den gewohnten
Verhältnissen aufwachsen, da sie sonst bald degeneriren. In Frassin, 44 5 Kilometer von
Radautz, ist während des Sommers das sogenannte einjährige Hengstengestüt, in Tabora,
49 Kilometer von Radautz, das einjährige Stutengestüt, in Jswor, 83 Kilometer von
Radautz und 18 Kilometer von Luczina, das zweijährige Stutengestüt untergebracht.
Bei den Nachts im Freien lagernden Pferden wird ein großes Lagerfeuer errichtet,
wodurch sich dieselben besser beisammenhalten und auch leichter von den Csikosen überwacht
werden können. In kühlen Nächten benützen die Pferde das Lagerfeuer auch zu ihrer
Erwärmung und es ist nicht uninteressant zu sehen, mit welcher Vorsicht sie dabei vorgehen.
Die klimatischen und Aufzuchts-Verhältnisse bringen es mit sich, daß die Entwicklung
des Radautzer Gestütspferdes, trotz der guten Fütterung, Wartung und Pflege, eine
langsame ist. Nach erreichter Volljährigkeit dürfen aber auch Anforderungen an die Wider-
stands- und Leistungsfähigkeit dieser Pferde in nicht gewöhnlichem Maße gestellt werden.
Demnach erfreut sich das Radautzer Gestütspferd auch in der Armee eines sehr guten
Rufes. Die alljährlich in beschränkter Zahl zur Erprobung an das k. und k. Militär-Reit-
lehrer-Jnstitnt in Wien abgehenden jungen Hengste und Stuten erweisen sich in den
meisten Fällen als gute Springer und als sehr geschickt und ausdauernd im Terrain.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Volume 20
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bukowina
- Volume
- 20
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.14 x 21.77 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch