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Gewerbe, Industrie, Handel und Verkehr.
Die ersten Nachrichten über den Verkehr und den Handel in der Bukowina reichen
bis ins XII. Jahrhundert zurück. In dieser Periode scheint sich unter dem Schutze der
slavischen Fürsten des östlichen Galiziens (Halicz), die ihre Oberhoheit zeitweilig auch
über die Thäler des Sereth und des Pruth erstreckt hatten, längs dieser Flüsse nnd des
Dniestr ein reger Handelsverkehr zwischen Byzanz, Ungarn, dem nördlichen Rußland
und Böhmen entwickelt zu haben. Es geht dies aus einer Urkunde hervor, durch welche der
Verlader Fürst Jwanko Rostislawicz im Jahre 1134 griechischen Kaufleuten von
Mesembria gewisse Begünstigungen hinsichtlich der Entrichtung der Stapelzölle für ein-
heimische, ungarische, russische und böhmische Waaren gewährte. Damals mochten anch
manche Ortschaften als Halteplätze auf diesen Haudelswegeu entstanden sein, welche dnrch
die mehr als ein Jahrhundert dauernden Mongolenstürme zwar vernichtet wurden, später
jedoch, unter der Herrschaft der Moldauer Wojwoden, sich aus ihren Trümmern wieder
erhoben und langsam aufblühten, nämlich Sereth, Snczawa und Czeruowitz: die ersten
beiden als Haupt- und Residenzstädte der moldauischen Wojwoden, sowie als Sitze von
Kirchenfürsten; letzteres als wichtige Prnthübergangsstelle und Verzollungsstätte.
Die Ursache dieses Ausblühens ist zum großen Theile in der verständnißvollen Pflege
zu suchen, welche die ersten Wojwoden dem Handel angedeihen ließen. Insbesondere war
Alexander der Gute bestrebt, diesen wichtigen Zweig der Volkswirthschaft in jeder Hinsicht
zu fördern. Den Lemberger Kaufleuten gewährte er werthvolle Erleichternngen bezüglich
der Waarenverzollung. Suezawa entwickelte sich unter ihm z» einem Stapelplatz, von wo
der Handel, der zumeist von Armeniern nnd Sachsen betrieben wurde, nach allen Richtungen
seine Wege nahm: ostwärts über Jassy nach Tigine und Akierman, südlich über das sächsische
Baja und Moldawitza-Wama (Wama soviel wie Zollschranke) nach Bistritz, über Bakan
nach Kronstadt, über Berlad in die Walachei bis Braila, nördlich über Sereth und
Czernowitz nach Lemberg, dann über Dorohoi und Chotin nach Kamieniee in Podolien.
Ein Handelspfad oder Reitsteg führte von dem damaligen Dorfe Radantz durch das
Suezawathal über den Kirlibach nach Sziget, sowie in das Thal der Bistritza und von da
nach Rodua. Ein Heerweg ging endlich von Sereth den Fluß entlang über den Bauillabach
in das Ezeremoszthal nnd über Kuty nach Mnnkäcs.
Seidene nnd wollene Gewebe, griechische Weine uud Gewürze wurden aus der
Tatarei bezogen, wohin wieder so wie nach Polen und Siebenbürgen Rinder, Schafe,
Schweine und Häute geliefert wurden; aus Ungarn kamen Pferde, aus der Walachei
Wolle, die Sachsen brachten Erzengnisse ihrer Gewerbe und kauften die Landesprodnete.
Ein systematisches Zollgesetz regelte die Verzollung der einzelnen Ein- und Ausfuhrartikel.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Volume 20
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bukowina
- Volume
- 20
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.14 x 21.77 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch