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Roggen und exportirten rund 30.000 Centner Mehl nach Deutschland, England und
der Schweiz. Sonst bestehen an Industriebetrieben noch eine Rübölfabrik in Zuczka, zwei
Mineralölraffinerien (in Lenkontz und Mitoka), ferner etwa 6 unbedeutende Essigerzeugungs-
stätten, deren Betrieb kaum als Fabriksbetrieb bezeichnet werden kann. Eine Thon-
waarenfabrik in Czeruowitz ist recht leistungsfähig und erzengt hübsche und preiswürdige
glasirte Kachelöfen, Ziegel aus feuerfestem Thon und Bauornamente in Terraeotta.
Endlich mögen noch die 61 im Lande bestehenden Ziegeleien, dann circa zehn bis
fünfzehn Kalkbrennereien genannt werden. Die Glashütten sind bis auf eine (Nenhütte bei
Czndyn), die nur Hohl- und ordinäres Tafelglas erzeugt, eingegangen.
Die mit dem Montanwesen in Verbindung stehende Industrie anlangend, ist noch
zu erwähnen, daß Stab- und Walzeisensorten im Eisenauer Walzwerk aus alten Eisenbahn-
schienen und sonstigem Alteisen-Material erzeugt werden. Dieser Hüttenproceß kann
selbstredend gegen die modernen Rasfinirwerke von Schlesien und Mähren nicht aufkommen,
weshalb der Verkauf des Eisenauer Walzeisens (etwa 1000 Centner jährlich) sich fast
ausschließlich auf die allernächste Umgebung beschränken muß. Zur Erzeugung von Guß-
waaren besteht in Jakobeny ein Kupolofen, welcher aus angekauftem Gußbrucheisen nnter
entsprechender Beimengung von Teschner hochgraphitischem grauem Gießerei-Roheisen
diverse Potterie- und Commerz-Gußwaaren (circa 450 Centner) liefert. Als Brennstoff
wird Karwiner Coaks verwendet. Die Gießerei profperirt gut. In Eisenau, Jakobeny und
Wama werden Hauen, Krampen, Schaufeln (etwa 700 bis 800 Centner) zc. angefertigt,
zu welcher Production hauptsächlich steirisches angekauftes Kratzeisen, dann Alteisen in
Verwendung kommt. Eine Maschinenwerkstätte in Jakobeny, zumeist auf Herstellung von
Maschinenbestandtheilen für Mühlen und Brettsägen beschränkt, liefert Arbeiten im
Gesammtwerthe von ungefähr 10.000 fl.
Ein wichtiger Factor der Bukowiner Volkswirthschaft ist auch heute noch der
Handel. Während im Jahre 1804 nur 596Handelsbetriebe (inclusive Gast- und Schank-
gewerbe) gezählt wurden, waren im Jahre 1872 bereits an 4000 vorhanden. Infolge
der wirthschaftlichen Krise von 1873 ging auch der Bukowiner Handel zurück und den
schwersten Schlag erlitt derselbe durch den 1886 erfolgten Ablauf des Vertrags-
verhältnisses mit Rumänien. Erst in den letzten Jahren ist wieder eine Erholung und
Zunahme der Handelsbetriebe zu constatiren. Gegenwärtig zählt das Land bereits
ungefähr 7000 selbständige Handelsleute (Gast- und Schankgewerbetreibende mit etwa
1500 Betrieben eingerechnet). Auf die Entwicklung des Handels hat besonders die Aus-
gestaltung der Commnnicationsmittel, dann die Verbesserung der Creditverhältnisse
förderlich eingewirkt. Während noch anfangs der Siebziger-Jahre ein Zinsfuß von
30 Procent und mehr Hierlands nichts Seltenes war, wnrde einerseits durch Errichtung
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Volume 20
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bukowina
- Volume
- 20
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.14 x 21.77 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch