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deren zweite, hinter dein Sebeserer Bach, die höchste ist. Sie erhebt sich auf der Grenze
zwischen den Eomitateu Liptan nnd Tnröcz und ihr schneeweißes Haupt, das meist in
Nebel gehüllt ist, blinkt nur ab und zu hinter den Vamoser Bergen hervor. Ans der Liptauer
Seite endet sie mit einer steilen Felswand, an deren Fuße man die Moränen ehemaliger
Gletscher erblickt. In diesem Berge befinden sich die Bergwerke von Böeza. Seine Wald-
grenze liegt in einer Höhe von 1550 Meter, doch ist sein betagter Rücken so reich mit
Blumen, Moosen und Flechten der mannigfaltigsten Art bedeckt, daß der ganze Berg
oberhalb des Waldgürtels wie ein förmlicher Pflanzengarten erscheint.
Am Fuße der westlichen Abzweigungen der Gyömbergrnppe liegt die Colonie
Kis-Kapoes mit einer gegenwärtig feiernden Glasfabrik, die einst aus Libethener
Sand gewöhnliches belgisches Solintafelglas und ungeschliffenes Spiegelglas für die
Ausfuhr nach Österreich, dem Orient und sogar England fabricirte. Am Südfnße des
Gebirges befindet sich die Anlage der staatlichen Eisenwerke von Zolyom-Brizö.
Es ist dies eine der größten und ältesten gewerblichen Anlagen in Ungarn, auf deren
alte Blüte man daraus schließen kann, daß sie schon im Jahre 1496 eine Bruderlade
hatte. Seit 1580 ist sie Eigenthum des Ärars. Als wirkliche Fabrik wurde sie erst in
diesem Jahrhundert ausgestaltet. Sie hat das Walzen des Eisens in Ungarn zuerst
betrieben. Ihre eigentliche Blüte aber begann erst 1881, als sie die Fabrication solcher
Eisenwaaren begann, die anderwärts im Lande nur in geringer Menge oder auch gar
nicht erzeugt wurden. Infolge dieser Umgestaltung verfertigte sie alle Arten von Eisen-
bahnbedars, dann gewalzte und gezogene Röhren, schwere Platten, Material für Brücken-
conftrnctionen, auch errichtete sie eine eigene Anlage für die Fabrication von emaillirtem
Gußeisen- und Blechgeschirr. Jetzt hat sie drei Betriebe: in Z oly om-Brizö, Ehvatimech
nnd Kis-Garam, die durch ein Telephonnetz von acht Kilometer Länge mit acht Stationen
untereinander verbunden sind. Zur Beförderung ihrer Arbeiter hat sie zwischen Kis-Garam
und Zölyom-Brözö ihre eigene Localbahn, und auch die Flügelbahn Neusohl Brözö ist
für die Bedürfnisse der Fabriksanlage erbaut. Sitz der Directiou ist Zolyom-Brezö,
das außer zahlreichen sauberen Wohnhäusern zwölf Arbeiterkasernen mit 1200 Betten hat.
Hier befinden sich das riesige Walzwerk, die Röhrenfabrik, Schlosserei und die Maschinen-
werkstätte mit gewaltigen Maschinen. Neuerdings wurde das Werk auch für die Erzeugung
von Bedarfsartikeln für den Bau von elektrischen Bahnen eingerichtet. Die aus inländischem
Rohmaterial (von Libethen, Theißholz, Bajda-Hnnyad n. s. w.) hergestellten Erzeugnisse
hatten im Jahre 1893 einen Werth von 3,700.000 Gnlden. Es sind an 3000 Arbeiter
beschäftigt, die an Löhnen 800.000 Gulden beziehen. Ein Eonsnmverein, eine Brnderlade,
ein Pensions- und Unterstützungsverein sind vorhanden, Kranke werden umsonst gepflegt.
Im Jahre 1892 erbaute die Unternehmung eine schöne katholische Kirche, eine Fabrik von
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Volume 21
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (6)
- Volume
- 21
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1900
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.25 x 21.79 cm
- Pages
- 500
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch