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galt und die trotzdem Räubereien und Grausanikeiten verübten. Das baierische Heer zum
Beispiel verheerte Alles weit uud breit, als es auf dem Heimwege von der Belagerung
Ofens drei Wochen lang im Comitate lagerte.
Später, als friedlichere Zeiten kamen, zeichnete sich das Comitat durch glänzende
Leistungen in den Verfassungskämpfen, namentlich der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts,
aus. Es stand damals eine Reihe von Jahren hindurch anerkanntermaßen an der Spitze
der patriotischen Bewegung und trug viel bei, um den großen Resormideen des
Jahres 1848 die Bahn zu ebnen.
Das Barser Comitat hat eine Ausdehnung von 2.673 Quadratkilometern. Davon
sind: Äcker 274.268, Weingärten 3.253, Wald 168.046 Joch, das ganze Nutzgebiet
macht also 442.947 Joch aus. In der unteren Gegend liegt das meiste Ackerland, in der
oberen, gebirgigen, der meiste Wald. Vom Ackerland sind jährlich etwa 40.00(1 Joch mit
Weizen bestellt. Für die Viehzucht ist das weidenreiche Oberland ebenso gün stig als die
Ebene. An Hornvieh gibt es im Comitat, nach neueren Ausweisen, über 42.000 Stück.
Die Pferdezucht ist in den Bezirken von Lewenz und Verebely stark entwickelt und erzielt
sehr edles Material.
Die Prodnctions- und Bevölkerungsverhältnisse der einzelnen Gegenden ergänzen
sich so, daß die Ebene auch die Bevölkerung des waldigen Berglandes zu ernähren
vermag, ja selbst für fremde Arbeitskräfte Verwendung hat. Das Erforderniß an Feld-
arbeitern drückt sich in zwei Ziffern folgendermaßen aus: 4.273 Arbeitsuchende sind
vorhanden, 5.764 werden von den Arbeitgebern gesucht.
Die Bevölkerungszahl des Comitats ist 152.910. Davon sind der Muttersprache
nach 31 60 Procent Magyaren, 11 48 Procent Deutsche und 56 92 Procent Slovaken.
Die magyarische Bevölkerung sitzt in der Gegend von Lewenz bis Csata, zwischen
den Ausläufern des nord-südlich verlaufenden Königsberger Gebirges und dem Szikincze-
flnß. Das herrschende Gewässer ist dort die launenhafte Gran, die in vielarmigem und
vielgefchlängeltem Laufe bald zerstört, bald verschlammt, und überall unverläßlich ist. Ihre
Ufer stellen sich überall als Auen, Haine, Weidicht dar, nur selten steht ihr ein Wald an.
Dabei ist das Land ein- Kanaan, dessen Ähre nicht geringer ist als die der fruchtbarsten
Striche im Alsöld. Auf dieser Ebene wetteifert der Bauer in der Bodencultur mit dem
mittleren Grundbesitzer. Jeder Bauer hat seine Dresch- und Häckselmaschine; der eine
betreibt sie mit Pferdekraft, der andere durch Menschenhand. Das Volk hat eine besondere
Vorliebe für Pferdezucht, die sich ihm auch reichlich lohnt. Es ist ein starkes, zähes,
arbeitsfähiges Volk und sein Fleiß ist unermüdlich. Auch die Frauen sind Muster des
Fleißes. Ihre Wohnstuben schimmern von Reinlichkeit und auf ihren Betten stapeln sie
Berge von Pölstern auf, bis an die Deckbalken. Bunte Tracht ist in den magyarischen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Volume 21
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (6)
- Volume
- 21
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1900
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.25 x 21.79 cm
- Pages
- 500
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch