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Bauernfamilien nicht beliebt. Sie kleiden sich einfach, in dunkles Gewand; das Oberkleid
der Frau ist fast identisch mit dem schwarzen Überrock des Mannes. Die Nahrung ist
reichlich und Gastfreundschaft wird geübt, aber trotzdem ist der ungarische Bauer überaus
sparsam. Im geselligen Verkehr ist er nicht nnterthänig und schmeichelt nicht, er hat
Selbstbewußtsein, weiß aber sehr gut, was sich ziemt.
Verfolgt man, von der Donau aus, das Granthal nordwärts, so betritt man bei
dem Dorfe Csata das Gebiet des Barser Comitats. In dem Nachbardorfe Oroßka
befindet sich eine bedeutende Zuckerfabrik, sie ist nicht nur die in ihrer Art beste, sondern
auch die schönste im ganzen Lande. Das Gebiet der Fabrik ist 90 Joch groß, mit einem
eigenen Eisenbahnnetz von 9 Kilometern; 24 elektrische Bogenlampen und 760 Glühlichter
sind in Verwendung. Die Fabrik verarbeitet jährlich eine Million Metercentner Rüben
nnd beschäftigt 500 Arbeiter. Sie besitzt eine eigene Schule und ein Krankenhaus, alle
Einrichtungen sind mnstergiltig. Weiter oben grenzt an Oroßka die Abtei Leker. Diese
nach dem Erlöser benannte Realabtei bestand schon im Jahre 1340, das Datum ihrer
Stiftung ist unbekannt.
Nördlich vou Oroßka liegt die Großgemeinde Zseliz. Ihre Hauptmerkwürdigkeit
ist die gothische Kirche, die der Pfarrer Josef Rozfa in den Jahren 1885 bis 1888 aus
selbstgesammelten Almosengeldern und seinem eigenen Vermögen stilgerecht wiederherstellen
ließ. Die Apsis des Chores ist aus drei Seiten des Achteckes gebildet; die'Nordseite hat
keine Fenster; bemerkenswerth ist das geschnitzte Saeramentshänschen, desgleichen vier
Wandgemälde, deren eines italienische Arbeit aus der Anjon-Zeit ist. Ein anderes Bild
ist ein Votivbild der 1380 verstorbenen Margarethe, Tochter des Michael Vesßös. Als
Mensa des Hochaltars dient der mit Reliefs geschmückte Sarkophag eines römischen
Centurio; er wurde 1736 im Schiff der Kirche ausgegraben.
Weiter gegen Nordwesten liegt am Säribache der wohlhabende große Marktflecken
Nagy-Sar lö (oder Nagy-Sallö), der einst unter der gutsherrlichen Gerichtsbarkeit des
Erzbischoss vou Gran stand. Am 19. April 1849 erfocht hier das ungarische Heer einen
blutigen Sieg. Als Schlachtfeld diente nicht nur das Gefilde, sondern in der Stadt selbst
mußte jedes Haus, jeder Hof mit dem Bajonnett genommen werden. Auf dem Hauptplatze
steht ein vom Comitat errichtetes Denkmal der dabei gefallenen Honveds.
Gegenüber von Nagy-Sarlö liegt am linken Granufer die Ortschaft Nagy-Sarö,
mit schönem Schloß und Park des Grafen Koloman Hnnyady. Über Nagy-Särö erhebt
sich Veßele, das Urväternest der in Garam-Veßele heimischen Familie Kazy; der jetzige
Besitzer, Johann Kazy, ist Obergespan des Comitats.
An der Gran, auf einem die alluvialen Schichten durchbrechenden Trachytfelseu,
liegt O-Bars (Alt-Bars), ehemals königliche Burg und durch 600 Jahre Hauptort des
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Volume 21
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (6)
- Volume
- 21
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1900
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.25 x 21.79 cm
- Pages
- 500
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch