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schwermüthige Burgruinen starren in fröhliche Thäler nieder. Das Thal bietet Getreide,
der Bergabhang Wein, der Schoß des hohen Gebirges Gold und Silber. In der
nördlichsten Gegend durchwühlt der Bergmann die Tiefen der Schächte; in der oberen,
gebirgigeren Hälfte des Comitats erwirbt das harmlose slovakische Völkchen im Schweiße
seines Angesichts den Bissen Brod; in den südlichen breiteren Thälern sieht man emsige
Magyaren pflügen, säen, ernten und ihre verwüsteten Weingärten stückweise erneuern.
Nach dem Zeugnisse der urzeitlichen Geräthe, Gefäße und Urnen, die das Erdreich
uns ausliefert, ist diese Gegend schon in Urzeiten von Menschen bewohnt gewesen. Die
Überlieferung des Volkes weiß auch von Riesen, die einst hier hausten. Die Fußspur
eines solchen sieht man bei Palast in eine Felstafel eingeprägt, und Spuren von Riesen-
schritten werden zu Jpolysäg gezeigt. In Dregely kennt man noch jetzt die „Bank des
Riesen", eine Felsstufe, au der die Sitzstelle und unterhalb die doppelte Fußspur des
Sitzenden zu sehen sind. Solche Spiele der Natur kommen noch öfter vor.
Nach der geschichtlichen Überlieferung war dieses Gebiet vor zweitausend Jahren
von Sarmaten bewohnt, nnter denen sich im II. Jahrhundert germanische Qnaden
niederließen. Allein zu Ende des VI. Jahrhunderts hatten an der Gran und Eipel schon
die Avaren die Oberhand. Die Ringwälle bei Beny und Kemend im Granthal, der
Maher-Berg bei Visk an der Eipel, der Örhegy (— Wachtberg) bei Felsö Palojta sind
lauter Avarenringe. Dieser letztere Berg heißt bei den Slovaken Heidenburg und mag, wie
in Siebenbürgen Bälvänyosvär (— Götzenburg) eine Opferstätte der heidnischen Magyaren
gewesen sein. Zur Zeit der Landnahme wurde das Land — nach dem Anonymus
Notarius — auf Herzog Arpäds Geheiß von den Feldhauptleuten Jluba, Zoärd, Kadocsa
und Bors in Besitz genommen. Schon die erhaltenen Ortsnamen bezeugen, daß die
Urmagyaren sich in großer Anzahl und gern im Eipelthale niedergelassen haben. Die
Namen der sieben Geschlechter leben noch jetzt in Namen von Dörfern des Eipelthales, so
auf Honter Gebiet in den Namen Nyök, Gyarinat, vielleicht auch in Keßi und Kör. Das
Dorf Hont, sowie das Comitat selbst, sind nach dem Feldherrn Hunt benannt, der zur Zeit
des Herzogs Geza mit seinem Bruder Päzman in das Land kam und im Eipelthal großen
Landbesitz erhielt. Das Honter Comitat spielte daher, als Stammsitz des ansäßig
gewordenen Geschlechts Hunt-Pazmän schon zu Beginn eine wichtige Rolle. Es ist eines
der allerältesten im Lande. Seine wildreichen Wälder wurden oft von den jagdluftigen
Aujou und Hunyadi, besonders von Matthias, aufgesucht. In Erinnerung an diese alten
Zeiten nennt das Volk noch jetzt manche Quelle „Königsbrunnen". Es gibt im Honter
Comitat viele solche Königsbrunnen (Kirälyküt) und auch heilige Brunnen
(söeut icüt). Nach der Schlacht bei Mohäcs fiel auch Hont den Türken zu. Später
tummelten sich die Schaareu Bocskays, Bethlens, der beiden Räköezi und Tökölis häufig
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Volume 21
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (6)
- Volume
- 21
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1900
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.25 x 21.79 cm
- Pages
- 500
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch