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den loealen Bedarf und es bleibt sogar für die Ausfuhr übrig. Ju der Hügelgegend
wächst im Allgemeinen guter, ja an einzelnen Stellen vorzüglicher Wein. Der Wieder-
herstellung verwüsteter Weingärten wird große Sorgsalt zugewendet. Der größte Theil
der ertragsfähigen Oberfläche ist Ackerland. Doch giebt es auch viel Wald, er steht an
Ausdehnung nur nm ein Sechstel hinter dem Ackerland znrück. Nadelwald kommt wenig
vor; der Laubwald besteht zumeist aus Buchen. Neben der Landwirthschaft besteht auch
blühende Viehzucht. Die Zahl der Pferde ist etwa 12 000, die des Hornviehes etwa
32.000. Von letzterem wird meist die ungarische Rasse gezüchtet, doch kommen auch
fremde Rassen hänsig vor. Auch Schaf- und Schweinezucht stehen auf der richtigen Stnfe;
an einzelnen Punkten wird noch mit Eifer und Erfolg Bienenzucht getrieben. Die
Interessen der Landwirthschaft werden dnrch den landwirthfchaftlichen Verein des
Comitats und den Verein für Obstbaumcultur im oberen Honter Comitate wahr-
genommen. Dem Bergbau des Comitats soll ein besonderer Aufsatz gewidmet werden.
Die Indust r ie hebt sich; der Handel beschränkt sich meist auf die landwirth-
fchaftlichen Prodncte. In gewerblicher Hinsicht ist namentlich die Fabrikation der
berühmten Schemnitzer Pfeifen und der Thongeschirre zu Beld und Pukanz hervorzuheben.
Anch einige Ziegeleien, Öfenfabriken und Brennereien sind vorhanden. Sehr bemerkenswerth
ist, namentlich in einzelnen Dörfern der oberen Gegenden, das häusliche Webe- und
Holzwaarengewerbe. Letzteres versorgt Landwirthschaft und Haushalt mit allem noth-
wendigen Geräthe, die Weberei aber bestreitet nicht nur den Hausbedarf, sondern zeigt
in einigen Dörfern so viel Geschmack nnd interessante Eigenart, daß diese Hausindustrie,
von den amtlichen Kreisen des Comitats unterstützt, einen stärkeren Aufschwung hoffen
läßt. Insbesondere haben die originellen Stickereien viel Beachtung gefunden; diese Art
von Handarbeiten hat unter Beihilfe des Ungarischen Handelsmuseums sogar schon im
Auslande Absatz gefunden. In Hegybänya besteht seit zehn Jahren eine Lehrwerkstätte
für Kinderspielzeug.
Dem Creditwesen dienen 7 größere oder kleinere Sparkassen und Banken in
Jpolysag, Karpfen, Nagy-Maros, Schemnitz und Vamos-Mikola; außerdem bestehen
mehrere größere und kleinere Hilfsvereine.
Die Cul tur macht in neuerer Zeit gute Fortschritte. Fast jede Gemeinde hat ihre
Schule; für die Sache der Magyarisirnng wirken außer den Volksschulen auch einige
Kinderbewahranstalten des Oberungarischen Culturvereins. Die Mittelpunkte des geistigen
Lebens sind Schemnitz und Jpolysag.
Das Magyareuthum des Comitats gehört in ethnographischer und lingui-
stischer Hinsicht dem Palöezenthnin an, dessen westlichen Zweig es bildet. Lebensweise,
Charakter, Sitten und Gebräuche sind die nämlichen. Die Frauen, besonders in
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Volume 21
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (6)
- Volume
- 21
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1900
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.25 x 21.79 cm
- Pages
- 500
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch