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erforderlichen Stoff, Gold und Silber, blos in den inländischen Bergwerken gewinnen
konnte, da hatte der Bergbau auch in Ungarn, und gerade hier, eine außerordentliche
volkswirtschaftliche und culturelle Wichtigkeit.
Erwägt man ferner, dass der Bergbau damals eine ganz besondere und wichtige
Einnahmsquelle der Krone war, indem man die in den Bergwerken gewonnenen edlen
Metalle blos bei der königlichen Kammer, und zwar zu einem weit unter dem wahren
Werthe stehenden Preise einlösen durfte, und dass die „Gewerkschaften" überdies noch
eine Bergwerksfrohne, eine Bergwerkssteuer — urbura, Urbür — zu zahlen hatten, so
kann man sich vorstellen, wie viele und wie große Interessen sich an das Gedeihen des
Bergbaues knüpften, und man begreift die Privilegien und Exemptionen, in deren Genuß
die Bergstädte und Bergbautreibenden von den Arpädischen Königen angefangen bis zum
Beginn unseres Jahrhunderts, ja auch seither noch, sich befunden haben.
Unter solchen Verhältnissen wurde der Bergbau in Ungarn groß, wurde die Quelle
von materiellen und geistigen Gütern, gab den Anstoß zu vielen Erfindungen und brachte
die Pflege der technischen Wissenschaften in die Höhe.
Für die Erz- und Metallgewinnung sind in den nördlichen und östlichen Gebirgen
des Landes vier Distrikte zu unterscheiden, und zwar:
1. Der niederungarische Montaudistr ikt , mit sieben Bergstädten: Schemnitz
(Selmeczbanya), Dilln (Belabanya, früher Fehörbanya), Kremnitz (Körmöczbanya),
Neusohl (Beszterczebänya), Libetheu (Libetbanya), Königsberg (Ujbänya) und Pnkanz
(Bakabänya);
2. der oberungarische Montandistrikt , früher ebenfalls mit sieben Bergstädten,
nämlich: Göllnitz (Gölniczbänya), Schmölnitz (Szomolnokbanya), Rndnok (Rudöbäuya),
Jossau (Jäßö), Telkibäuya, Roseuau (Rozsuyö) und Jglö;
3. deruordöstl iche Montandistr ikt mitden Städten Nagybänya (Neustadt),
Felsöbäuya (Uugarisch-Neustadt) und Kapnikbänya;
4. der siebenbürgische Montandistr ikt mit Abrndbänya (Großschlatten),
Zalathna (Schlatten), Offenbänya (Offenburg) u. a. m.
Es ist nicht zu leugnen, daß der Metallbergbau Ungarns, der einst ersten Ranges
gewesen, in neuerer Zeit viel von seiner Bedeutung verloren hat. Seine privilegirte
Stellung hat aufgehört, auch ist er nicht mehr die Hanpteinuahmsquelle der Krone und
des Ärars, also kein maßgebender Faetor des Staatshaushaltes mehr, und ebenso sind
die Zeiten vorüber, wo alles Münzgeld aus den inländischen Gruben kam. Es kann also
nicht wundernehmen, wenn der Metallbergbau in den angeführten Bergbezirken anch an
Ausdehnung viel verloren hat und an so manchem Ort, wo er einst in Blüte stand und die
Haupteiunahmsquelle der Bevölkerung war, jetzt kaum noch seine Spnren zu erkennen sini>,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Volume 21
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (6)
- Volume
- 21
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1900
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.25 x 21.79 cm
- Pages
- 500
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch