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der durch die Verarbeitung erzielte Nutzen kommt nicht der Industrie und Bevölkerung
Ungarns zugute.
Am wenigsten hat der Metallbergbau in jenen Gegenden gelitten, wo der Gold-
gehalt der Erze bedeutender ist, so in Nagybänya und den siebenbürgischen Bergwerken;
am meisten aber dort, wo nur ärmere Silber- und Kupfererze vorkommen. Für die
Silbergewinnung in Ungarn war der Preissturz des Silbers auf dem Weltmarkte ein
harter Schlag; zu Beginn der Siebziger-Jahre war das Kilogramm — 90, jetzt ist es
nicht 5t) Gulden werth. Dennoch wäre es sehr verfehlt, aus diesen ungünstigen Symptomen
folgern zu wollen, daß die volkswirthschastliche Wichtigkeit des ungarischen Metall-
bergbaues bedeutend abgenommen habe. Ist es doch zweifellos, dass, wo man infolge
schwieriger Verhältnisse weder Landwirthfchaft betreiben, noch eine auf natürlichen
Grundlagen ruhende Industrie heimisch machen kann, der vorhandene, wenngleich mit
Schwierigkeiten kämpsende Bergbau noch immer ganze Bevölkerungen zu ernähren
vermag. Er schützt sie vor dem Untergange, er hält sie von der Auswanderung ab,
er bietet Gewähr, daß Zahl und Kraft der vermögenschaffenden Arbeiterhände, der
confnmirenden und stenerzahlenden Staatsbürger nicht abnehmen. Daher ist die Aufrecht-
erhaltung der Montanindustrie ein Staatsinteresse ersten Ranges und gehört zu den hoch-
wichtigen Factoren einer richtigen und gesunden Socialpolitik.
Doch kommen wir zu unserer eigentlichen Aufgabe, einer eingehenderen Darstellung
der Metallgewinnung im unteren Bergwerksbezirk, beziehungsweise in der Schemnitzer
Gegend.
Der dortige Bergbau gehört zu den ältesten. Er reicht ohne Zweifel bis in die
Zeiten vor der Landnahme znrück. Die erste authentische Urkunde, die den Schemnitzer
Bergbau erwähnt, ist ein Ediet König Andreas' II. vom Jahre 1217, worin über die
Erträgnisse von oder verfügt wird. Im Jahre 1241 verheerten die
Tataren die ganze Gegend sammt den Städten Schemnitz und Dillu; die Stadt lag eine
Zeit lang in Trümmern, der Bergbau feierte. Dann siedelten sich Zuzügler aus dem
sächsischen Erzgebirge an, sie bauten die fast entvölkerte Stadt nach und nach aus ihren
Trümmern wieder auf und nannten sie, augenscheinlich nach ihrem früheren Wohnorte,
Sebnitz. Ein Städtchen dieses Namens existirt noch jetzt in der Sächsischen Schweiz. Im
Jahre 1245 erneuerte Bela IV. die alten Privilegien der Stadt und in dieser Urkunde
kommt statt des alten .Vannia* oder ,Lar>a" zum ersten Male der neue Name Sebnitz
(— Schemnitz) vor, der sich auch erhielt, bis das ungarische „Selmeezbänya" ihn immer
mehr aus dem Gebrauch verdrängte.
Der Bergbau im niedernngarischen Montandistrict, Schemnitz mit inbegrissen, war
von Urzeiten an im Besitz von Einzelnen und größeren oder kleineren Gewerkschaften.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Volume 21
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (6)
- Volume
- 21
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1900
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.25 x 21.79 cm
- Pages
- 500
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch