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werden sie unter die tiefsten Punkte der Gruben getrieben; mit Rücksicht auf ihre große
Wichtigkeit und Kostspieligkeit sind ihnen sowohl in der Maximilianischen Bergordnung,
als auch durch das spätere Berggesetz besondere Vergünstigungen und Freiheiten zuerkannt.
Die bedeutendsten Erbstollen der Schemnitzer Montangegend sind die folgenden:
1. Der Biebererbstollen, der nnter die Gruben von Hegybänya oder Windschacht
getrieben ist. Sein Alter erkennt man schon daran, daß er noch mit Schlägel und Eisen
getrieben ist; an einer Stelle sieht man die Jahreszahl 1400 in die Wand eingemeißelt.
Er ist 5700 Meter lang und liegt 575 Meter unter dem Meeresspiegel.
2. Der Dreifaltigkeitserbstollen ist um 47 Meter tiefer angeschlagen, man
sieht seine Mündung neben dem abgetragenen unteren oder Szent-Antaler Thor. Auch
er ist der ganzen Länge nach mit Schlägel und Eisen getrieben. Die Arbeit begann am
19. August 1549 und wurde 1671 vollendet. Seine Länge ist 1800 Meter, sammt den
Querschlägen 9500 Meter.
3. Der Kaiser Franz-Erbstollen, der im Jahre 1494 im Hodritschthale
angeschlagen wnrde, erstreckt sich unter die Gruben von Hodritsch und Hegybänya. Die
Arbeit wurde nach mehrmaliger Unterbrechung im Jahre 1765, also nach 271 Jahren
vollendet und ist nach Kaiser Franz I. benannt, der 1751 in Schemnitz war. Er ist
5700 Meter und sammt den Querschlägen 30.000 Meter lang. Seine Meereshöhe
beträgt 375 Meter.
4. Der Kaiser Joseph II.-Erbstolleu ist der tiefste und längste von allen, und
bedient sämmtliche Gruben der Schemnitzer Gegend. Seine Mündung befindet sich an der
Gran, bei dem Dorfe Vozuitz. Er ist in gerader Linie gemessen 16.583 Meter lang, also
länger als der Gotthardtnnnel; mit den Querschlägen zusammen mißt er 22.000 Meter.
Seine Höhe über dem Meere ist 224 Meter. Das große und epochemachende Werk wurde
am Josephstage (19. März) 1782 begonnen und nach Überwindung von mancherlei
Schwierigkeiten am 5. October 1878 beendet. Die Kosten beliesen sich auf 5,827.000
Gulden.
Der Verwaltungssitz der ärarischen Bergdirection ist der uralte „Kammerhof" zu
Schemnitz; in seinen Sälen hängen die Bildnisse der Oberkammer- oder Berggrafen
und Bergdirectoren von 1624 bis anf unsere Tage. Doch befindet sich die Berg-
verwaltung von Oberbieberstollen nebst der Markscheiderei und der Maschinen-(Bau-)
Jnspection zu Hegybänya; die Grubenanlagen liegen in den Thälern von Schemnitz,
Stesultö, Hegybänya, Hodritsch, Dillu und Vihnye.
Die Erzgänge kommen größtentheils im Grünstein-Trachyt (Biotit-Andesin,
Biotit-Orthoklas, Pyroxen-Trachyt) vor, doch findet man solche zu Hodritsch und Vihnye
anch im Gneis, Syenit und Werfener Schiefer anstehend.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Volume 21
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (6)
- Volume
- 21
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1900
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.25 x 21.79 cm
- Pages
- 500
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch