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Bergwerksuuiou wurde 1752 durch Johann Josef von Geramb gegründet nnd im
Sinne seines Testamentes können ihre Mitglieder blos seine Nachkommen in männlicher
oder weiblicher Linie sein. Das Vermögen des Vereines besteht aus dem Schöpserstollner
Grubenbesitz und der Silberwaarenfabrik „Szandrik" zn Hodritsch, beziehungsweise
Alsöhämor (Unter-Hammer), dann dem Grubenbesitz des Sauct Michael-Erbstollens
zu Schemnitz und der Bleisilberhütte nebst Bleiwaarenfabrik zu Dillu. Die Grundlage
der Unternehmung bildet der Schöpferstollen mit den zugehörigen Erzanfbereitnugs-
werkstätteu. Der größteutheils Silbererze enthaltende Hanptgang wurde durch Johann
Schöpfer entdeckt, nach dem auch die Anlage benannt ist. Im Jahre 1896 producirte
das Bergwerk 5052 Metercentner reiches Scheiderz und 254.341 Metereentner
Pocherz, mit zusammen 51 235 Kilogramm Gold- und 5842 7 Kilogramm Silber-
gehalt. Das in der Grube gewonnene Erz und das taube Gestein werden mittelst
einer Damps-Loeomotivbahn herausbefördert; die Länge dieser Eisenbahn in der Grube
ist 2000 Meter, die Locomotive hat 24 Pferdekräfte und zieht in der Regel 30 Wagen;
ihre Constructiou gestattet ihr in der Grube ohne Feuerung zu verkehren, sie läßt blos
Dampf von sich und verdirbt die Luft der Grube nicht durch Verbreuuuugsproducte und
Rauch. Die Pocherze werden durch zwei im Alsöhämorer Thale angelegte, ans neueste
Art ausgerüstete Stampfwerke zerkleinert uud couceutrirt. Das untere Stampfhaus mit
seinem vielgliedrigen Dache, dann der Pochwelle und dem amerikanischen Stampfwerk
sind auf unserem Bilde zu sehen. Die reichen Erze und die aufbereiteten Bergwerks-
prodncte werden zum Verschmelzen theils in das staatliche Central-Hüttenwerk, theils
nach Dilln in die eigene Hütte der Bergwerksunion geschafft. Die Bergwerksunion
beschäftigt in ihren Gruben und Erzanfbereitnngs-Werkstätten 650 Arbeiter.
Bruder laden. In Anbetracht der mancherlei Gefahren, denen die Bergknappen
ausgesetzt sind, hielt man es schon in alter Zeit für nothwendig, den Kranken, Verun-
glückten und Greisen, überhaupt den arbeitsunfähig Gewordenen, sowie ihren Witwen
und Waisen eine wohlverdiente Unterstützung zusichern. So entstanden schon zu Beginn des
XVI. Jahrhunderts theils aus Spenden der Bergwerke, theils aus Beiträgen der Arbeiter
die sogenannten „Bruderladen", als richtige philanthropische Einrichtungen und Ver-
körperungen der Idee, welche jetzt die Socialpolitik und Staatsweisheit für Arbeiter jeder
Kategorie durch Kraukeuunterstützuugskassen und die allgemeine Arbeiterversicherung
verwirklichen will. Die Bergleute wareu also, wie in vielen anderen Dingen, auch hieriu
Bahnbrecher. Gegenwärtig stellt schon das Berggesetz die Forderung auf, daß jeder
Grubenarbeiter irgend einer Bruderlade angehöre. So gehören zum Verbände der
Bruderlade von Schemnitz und Umgebung nicht nur die ärarischen, sondern auch die
gesellschaftlichen Bergwerks- und Hüttenarbeiter; jeder derselben zahlt 6 Procent seines
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Volume 21
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (6)
- Volume
- 21
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1900
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.25 x 21.79 cm
- Pages
- 500
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch