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Nördlich von hier führt in Windungen eine Chaussee über die westlichen Lehnen
des Naßäl, die einst mit trefflich gepflegten Obst- und Weingärten bedeckt waren; die
Phylloxera hat leider dem vorzüglichen Wein ein Ende gemacht. Weiter zieht die Straße
über den Grat des Berges in das malerisch schöne Kathar inenthal (Katalinvölgy)
hinab, wo die Brücke des Pokolvölgy- (Höllenthal-) Baches in das Nögräder Comitat
hinüberführt. In diesem ist der erste Ort Katal in, eine als Pußta bezeichnete Klein-
gemeinde, deren Bewohner ursprünglich Schwaben, jetzt aber magyarisirt sind und sich
nebst etwas Land- und Obstbau dem Lohnfuhrgewerbe widmen. Wieder schwenkt die
breite Landstraße bergan zum benachbarten Szendehely (einst Szenthely — heiliger
Ort), einer hübschen, hoch am Bergabhang gelegenen Ortschaft. Auch hier waren die
Bewohner von Hause aus Schwaben und wurden, nebst denen von Katalin und dem
nordwestlich in tiefem Thale gelegenen Berkenye, im ersten Viertel des vorigen Jahr-
hunderts durch ihren Grundherrn, den Cardinalbischos von Waitzeu, Grafen Friedrich
Michael Althan, hier angesiedelt. Sie bauen ihr bischen Ackerland, trachten ihre
verwüsteten Weingärten wieder in Stand zu setzen, ziehen Obst und brennen vorzüglichen
Kalk, der das Comitat versorgt und über Waitzeu stark nach Budapest geht. Von hier
steigt man den Abhang eines Naßal-Anslänfers hinan zur Höhe von Vereßlen, wo sich
eine herrliche Aussicht über Berge und Hügel, bis zur Eipel hinüber eröffnet; die Gegend
heißt seit alten Zeiten Kis-Nögräd.
An der Westseite bildet die Berggruppe von Diös-Jenö die Comitatsgrenze bis zu
dem Punkte, wo auf der runden Kuppe eines Ausläufers der nach links abbiegenden Berg-
kette die schon zum Houter Comitat gehörige Burgruine Drigely steht.
Viel weiter herwärts, doch auf derselben Seite, steht auf einem Felshügel die Ruine
der Burg Nögrad mit ihrer hohen Thurmmauer. Sie hat dem Comitat seinen Namen
gegeben. Nach dem Anonymus Notarius stand sie bereits, als die Scharen Ärpads die
Gegend besetzten. Sie gehörte seit alten Zeiten nebst dem unterhalb gelegenen Marktflecken
den Bischöfen von Waitzen. Im XV. Jahrhundert, zur Zeit des Königs Matthias, ließ
Bischof Nikolaus Bäthori die Burg durch den berühmten dalmatinischen Baumeister
Jakob von Trau zn seinem Sommerschloß umbauen. Nach dem Falle Ofens ging 1544
auch Burg Nögrad sammt Umgebungen an die Türken über nnd verblieb ihnen bis 1594,
als das Heer des Erzherzogs Matthias unter Niklas Pälffy sie ihnen wieder entriß. Sie
spielte dann ihre Rolle weiter in den türkischen Kriegen, wie in den Boeskay'schen und
Bethlen'schen Feldzügen, bis 1663, als sie wieder den Halbmond auf ihren Zinnen sah,
um dann bis 1685 türkisch zu bleiben. In diesem Jahre schlug während eines Gewitters
der Blitz in die Pulverkammer und die verheerende Explosion jagte der mohammedanischen
Besatzung einen solchen Schreck ein, daß sie die Burg sofort verließ. Erhalten sind nur
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Volume 21
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (6)
- Volume
- 21
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1900
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.25 x 21.79 cm
- Pages
- 500
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch