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Galerien hat. An den Wänden des ungewöhnlich großen Saales hängen die Bildnisse
der Königin Maria Theresia und ihres Gemals Franz von Lothringen, römisch-deutschen
Kaisers, dann Kaiser Josephs II., der Könige Franz I., Ferdinand V. nnd Franz Joseph I.,
der Königin Elisabeth, dann die Porträts von zehn Obergespanen seit 1622 und mehrerer
hervorragender Patrioten, darunter Graf Stesan Szechenyi, Franz Deak, Gras Ladislaus
Teleki, Graf Johann Buttler, der am Ludovicenm (Militärakademie) zwei Stiftungsplätze
für Nögräder Knaben errichtete, Emerich Madäch, der weltberühmte Dichter der „Tragödie
des Menschen" (1822 bis 1864), und der gleichfalls in diesem Coinitat geborene Cardinal
Ludwig Hayuald, Erzbischof von Kaloesa. An der Fa^ade des Gebändes sieht man das
Comitatswappen (einen geharnischten Ritter, das gezogene Schwert in der Rechten, das
Landeswappen in der Linken), und darunter in großen Goldbuchstaben die Inschrift:
.^üAi-ää a kö^ügvert- (Nögräd den öffentlichen Angelegenheiten). Das Comitatshaus
enthält außer den Wohnungen des Ober- und Vicegespans die Bureaux, die Kanzlei
des Obernotars, die Kasse, das Archiv, das Waisenamt, die Ämter des königlichen
Gerichtshofs, Bezirksgerichts, Grundbuchs und Staatsanwalts. Der parkirte Hof ist durch
eine hohe Mauer vom Gefängnishof getrennt, in dessen Mitte sich das sechsstöckige
Gefangenhans erhebt, das erste im Lande, das (1845) nach dem Jsolirsystem errichtet
wurde. Die Hauptstraße von Balassa-Gyarmat ist über zwei Kilometer lang und zum
großen Theil mit Alleen bepflanzt. Unter den größeren Gebäuden dieser Straße fallen
die Sparkasse, das Rathhaus, das Casiuo und die Honvedkaserne anf. Die älteren Kirchen
sind während der Türkenzeit zugrunde gegangen. Von den jetzigen vier Kirchen der
Stadt sind die römisch-katholische, die evangelische A. C. und die griechisch-nichtunirte in
der zweiten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts erbaut, die Synagoge um das Jahr 1850.
Balassa-Gyarmat hatte einst auch eine Burg, die iu der Türkenzeit von Wichtigkeit
war und daher viel zu leiden hatte. Als die Türken 1663 die Stadt wieder einnahmen,
verbrannten sie die Burg, von der kein Stein auf dem anderen blieb; nnr von ihren Grund-
mauern ist noch stellenweise etwas zu sehen. Die Neubesiedlung der zerstörten Stadt begann
1690; um die Mitte des vorigen Jahrhunderts war bereits eine ausfallend zahlreiche
bäuerliche, ja auch gewerbliche Bevölkerung vorhanden. Die Jahr- und Wochenmärkte
sind dem Verkehre sehr förderlich, und die Eisenbahnverbindung mit Budapest und
Losonez trägt Weiteres zur Hebung bei.
Von Balassa-Gyarmat aufwärts, liegt am rechten Ufer des Kürtösbaches das Dorf
Zsely, Verwaltungssitz der gräflich Zichy'schen Fideieommißherrschaft Diveny. Das stock-
hohe Schloß im Barockstil wurde im vorigen Jahrhundert durch den Grafen Franz Zichy,
Bischof von Raab, als damaligen ersten Fideieommißinhaber erbaut. Ein Flügel des
Schlosses ist erst vor etwa 40 Jahren durch den Grafen Karl Zichy hinzugekommen, um
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Volume 21
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (6)
- Volume
- 21
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1900
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.25 x 21.79 cm
- Pages
- 500
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch