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Gömörer Eisenerze als ein bedeutender Factor des nationalen Wohlstandes zu betrachten.
Ferner ist Gömör ein Comitat der Wälder, denn die Hälfte seiner Oberfläche ist mit
Waldung bedeckt. Ungeheure Forste, von Alpenweiden und Wiesen unterbrochen, bedecken
namentlich die nördliche Hälfte und liefern Unmengen von Holz. Drei Holzgattungen
gedeihen besonders schön: die Tanne (Weißtanne, Fichte, Lärche) auf dem hohen Gebirge,
die Buche und Eiche auf den Anhöhen von milderem Klima. Entsprechend groß ist auch
der Wildreichthnm. Von Großwild kommen Hirsch, Wildschwein und Bär.häufig vor.
So lohnt die Jagd reichlich und große Jagdgesellschaften, darunter nicht selten königliche
Prinzen und Fürsten, erscheinen in den Gömörer Bergen zum Waidwerk.
Die Thäler der Flüsse Sajö, Balog und Rima gehören mit ihren unteren Ver-
slachnngen zu den besten Weizengegenden. Weniger fruchtbar sind die Kalkplateaux im
östlichen Theile des Cvmitats, sowie das Gelände der Basalt- und Trachytberge von
Ajnäcskö.
Dieses mannigfaltige, an auffallenden Gegensätzen reiche Gebiet ist von Urzeiten
her bewohnt. Die riesige Baradla-Höhle beiAggtelek enthält die ältesten Spuren des
Menschen in Ungarn. Mit den Knochen des ausgestorbenen Höhlenbären fand man
Gefäßscherben und Werkzeuge von Stein und Knochen aus der ältesten Steinzeit; die
jüngere Steinzeit ist in dem Bestattnngsgange der Höhle durch die in die zweite Reihe
gebetteten Urnen nebst Gegenständen aus zugeschlagenem Stein, Knochen und Thon
vertreten; endlich weist die Stätte der Küchenabfälle mit ihrer unteren Schichte in die
Bronzezeit, mit der oberen in die Eisenzeit zurück.
Von den Völkern, welche die einwandernden Ungarn hier vorfanden, weiß die
Geschichte wenig zu sagen. Die archäologischen Funde, die im Süden des Comitats
auf dem Burgberg von Söreg gefundenen Thongefäße, Waffen und Schmucksachen
stammen gewiß von den nomadischen Stämmen der Jazyger, Hunnen, Avaren und
Sarmaten her, allein Jnschriststeine und Grabmäler finden sich darunter nicht. Die
Todten dieser Zeit sind wirklich todt; ihr Andenken ist mit dem dichten Schleier des
Vergessens bedeckt.
Die Einwanderung der Ungarn beginnt eine neue Epoche. Gömör ist thatsächlich
eines der ältesten Comitate. Bald nach der Landnahme bildet sich hier das Eomitatssystem
aus. Es entstehen Städte, größere Bergwerksanlagen. Die Könige waren darauf bedacht,
dem Bergbau zur Blüthe zu verhelfen.
Der Tatarenstnrm vernichtete die Cultur der ersten Jahrhunderte, allein innerhalb
eines halben Jahrhunderts erhoben sich die Ortschaften wieder aus ihren Trümmern und
nach und nach erstarkten auch die angestammten, mächtigen Familien wieder. Unter den
Herren der größeren und kleineren Besitzungen finden sich berühmte altmagyarische
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Volume 21
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (6)
- Volume
- 21
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1900
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.25 x 21.79 cm
- Pages
- 500
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch