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des Berggerichtes. Das vereinigte protestantische Obergymnasium ist in seiner Art das
einzige im ganzen Lande. Außer den trefflichen Volksschulen erhält die Stadt auch Bürger-,
Lehrlings- und Frauengewerbeschulen.
Die 6000 Einwohner sind größtentheils Gewerbslente, Gerber, Csizmenmacher,
aber die berühmten Gnba- (Lodenmantel-) Schneider, Kürschner, Goldarbeiter und Feld-
flaschenversertiger, die einst in der ungarischen Industrie eine so große Rolle spielten, sind
vom Schauplatze verschwunden. Die Gemarkung der Stadt ist sehr fruchtbar, ihre Land-
wirthschaft und Garteucnltur einträglich. Die oft von der Rima überschwemmten Kraut-
felder und Gärten sind überreich an Grünzeug. Alle ständigen Einwohner, mich die
Gewerbetreibenden, trachten wenigstens ein Küchengärtchen zu erwerben. Bis in die neueste
Zeit besaß jede bürgerliche Familie ihr eigenes kleines Krautfeld. Die Jahrmärkte gehören
zu den stärksten des Comitats. Neben dem großen Pferde- und Viehmarkt Pflegt auch der
Waarenmarkt bedeutend zu sein, Kunden kommen von nah und fern. Rimaßombat gegen-
über, am anderen Ufer der Rima, liegt Tamäs fa l a (Tamässalva), dessen fleißige
Bewohner meist Ofensetzer und Töpfer sind. Eine Viertelstunde vor der Stadt liegt die
Pnßta Szabadka, mit staatlichem Hengstendepot. Unterhalb der Stadt befindet sich die
Anlage der staatlichen Ackerbauschule von Kurinez.
Nach einem alten Spruch „hört in Rimaßombat das ungarische Vaterunser auf",
oberhalb des Rimathales ist die Bevölkerung schon flovakisch.
Westlich von Rimaßombat, jenseits des Hügels, der die Wasserscheide bildet, liegt
die Ortschaft Osgyän, am Fuße von sanften Hügeln, mit hübschen Herrensitzen. Über dem
Dorfe ragt die stolze Burg der Freiherren von Luzsenßky, aus dem XVI. Jahrhundert,
einst Besitzthum des Geschlechtes Bakos. Die Heiducken des Blasius Nemethy hatten hier
1604 ein Treffen mit dem Heere des kaiserlichen Generals Bästa, der auch von hier zu
seinem Verheerungszug durch das Comitat aufbrach. Das evangelische Gymnasium über-
siedelte in den Fünfziger-Jahren nach dem Aussterben seiner Patrone, der Familie Korponay,
mit Professoren und Schülern nach Rimaßombat, um sich mit dem dortigen Gymnasium
der Reformirten zu vereinigen. Die magyarischen Bewohner des Dorfes betreiben neben
dem Ackerbau auch das Fuhrmannsgeschäft; sie bringen das Thongeschirr und die Ziegel
der slovakischeu Nachbardörfer auf die Wochen- und Jahrmärkte.
Nördlich von Osgyän liegen im Thale des wilden Sznhabaches die kleinen Dörfer
Fazekas-Zsalnzsäny, Susäny, Pongyelok und Szuha mit slovakischeu, aber auch
ungarisch sprechenden Einwohnern, die sich hauptsächlich mit Töpferei befassen. Ihre Thon-
waaren, besonders die feuerfesten Ziegel von Zsalnzsany, sind auch im Ausland sehr gesucht.
Die Eisenbahnlinie Fülek-Miskolcz erreicht bei Feled eines der anmuthigsten Thäler
des Comitats. Dieses breite Thal, das sich östlich bis Putnok, der Comitatsgrenze, erstreckt,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Volume 21
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (6)
- Volume
- 21
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1900
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.25 x 21.79 cm
- Pages
- 500
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch