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Eisenspath und Eisenerz beträgt rund 2130 Metercentner. Außerdem gibt es Kupfer-
und Silbergrubeu, Dampfsägewerke, mehrere Hochöfen, darunter die Andrassy'schen und
Särkäny'schen. Doch die größte Merkwürdigkeit von Dobschan ist die weltberühmte
Eishöhle.
Ueber den Langberg, nördlich von Dobschau, gelangt man in das Thal von
Sztraczena, eines der schönsten des Gömörer Comitats. Vom Dorfe Sztraczena angefangen
bringt jede Windung des höchst mannigfaltigen Thales ein neues überraschendes Bild.
Bald sind es riesige Felswände, bald kolossal niedergehende Muhren, dann schmale Fels-
gesimse, an die sich die Wurzeln der edlen Tanne krampfhaft zu klammern scheinen. Dazu
das ununterbrochene Rauschen des Bächleins, dessen klare Flut iu Cascaden über die
Steine stürzt oder in friedlicherem Laufe sich entlang schlängelt. Bei dem Friedhof von
Sztraczena erreicht man die interessante Falkenspalte (Sölyomhasadek), dann führt ein
schmaler Pfad zur intermittirenden Quelle, dem Rabenstein (Hollökö). Dann sperrt in dem
immer breiter werdenden Thale ein Felsgrat den Weg, es ist jedoch ein kurzer Tunnel—
das Sztraczenaer Felsthor — hindurchgeschlagen. An der Wand des Thores steht die
Inschrift: „Herzog August von Sachsen-Cobnrg-Gotha, Präsident der Ungarischen natur-
wissenschaftlichen Gesellschaft. Dich loben diese Felsen." Das Thal schlängelt sich weiter,
bis der fichtenbewachsene Eleshegy (scharfe Berg) auftaucht. Von hier geht es weiter auf
den Duesa-Berg, wo man schon einen kalten Luftstrom, den Eishauch der Höhle fühlt.
Die Eishöhle in der Gemarkung von Dobschau ist an Größe und Schönheit die
hervorragendste unter den bisher bekannten Eishöhlen. Dieses Naturwunder wurde 1870
durch den Bergwerks-Jngenieur Eugen Rnffinyi entdeckt. Die Höhle befindet sich im
Schoße einer nach Norden gerichteten Bergflanke und verläuft hauptsächlich gegeu Osten.
Ihr höchster Punkt ist der Eingang, von dem sie geneigt abwärts führt. Sie ist eine
Erosionshöhle mit späterem Einsturz, in der die Eisbildung nach dem bei dem Eingange
sichtbaren Einbruch begann. Das Wasser, das die Höhle ausgewaschen hat, gefriert jetzt
darin. Die große Masse des Eises besteht aus unzähligen, periodisch übereinander
gefrorenen Schichten. Die übrigen Eisgebilde, welche gleich Tropfsteinen entweder von
oben herabhängen oder von unten emporstarren, entwickeln sich in ihrem Kampfe mit der
wärmeren Luft zu so wundersamen Formen. Der Geologe Krenner unterscheidet noch eine
dritte Form von Eisbildung, die wasserklaren, zollgroßen, sechseckigen Eiskrystalle, mit
denen die Wände im Frühjahr dicht bedeckt sind. Die Gesammtmasse des Eises in der
Höhle ist über 125.000 Kubikmeter und sein Gewicht über eine Million Metercentner.
Die Ausdehnung der Höhle beträgt 8.874 Quadratmeter, wovon 7.172 Quadratmeter
auf das Eisgebiet kommen. Die Temperatur sinkt im Winter bis —8 Grad Celsius, im
Sommer steigt sie höchstens bis 5 Grad.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Volume 21
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (6)
- Volume
- 21
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1900
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.25 x 21.79 cm
- Pages
- 500
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch