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Waldschnepfen; Hasen und Rebhühner bevölkern die Thäler. Singvögel aller Arten füllen
im Frühling die Wälder mit ihren Liedern.
Die Bevölkerung der Mätra ist größtentheils rein magyarisch. Die ältesten Ein-
wohner sind die Palöczeu. Hie und da kommen auch Deutsche und Slovaken vor; letztere
sind neuzeitliche Einwanderer und wohnen in der sogenannten Felsö-Huta (obere Hütte)
bei Haßnos, in drei kleinen Dörfern auf dem Berggrat, der sich vom Ägasvar nach dem
Galya tetö zieht. Die Gesammtzahl der Fremdsprachigen ist so gering, daß das Heveser
Comitat als eines der magyarischesten im ganzen Lande bezeichnet werden darf. Das
Volk der Matra ist recht hübsch. Männer und Frauen sind pausbackig, etwas untersetzt,
aber von strammer Haltung. Sie sind meist römisch-katholisch; mit Ausnahme der Juden
finden sich blos in den größeren Gemeinden Andersgläubige.
Von Erlau bis Gyöugyös und Bätony sieht man dreierlei Volkstracht, besonders
bei den Frauen. In Erlau und Umgebung ist der Rock länger und reicht an manchen
Orten bis an die Ferse; dazu werden meist Schnürschuhe getragen. Fast ebenso tragen
sie sich in Gyöngyös, besonders die Feldarbeiterinnen. Aber schon bei Oroszi treten die
krachenden Stiefel mit hohen Absätzen und langen Schäften anf und die Röcke werden
recht kurz (bokoru»rö — die Sträucher zu überspringen), um leichter durch die Wälder
zu kommen und auch bei der Feldarbeit weniger gehindert zu sein. Von Bätony weiter,
wo die richtige Paloczenwelt beginnt, ist dann die Tracht einfacher und an Sonn- und
Feiertagen tragen Mädchen und Frauen noch rothe Stiefel, deren Mode in den nicht
palöczischen Gemeinden längst vorbei ist. Bei den Palöczen kleiden sich die Frauen auch
nicht so breit, wie ihre obenerwähnten Geschlechtsgenossinnen, die gar nicht genug Unter-
röcke übereinander zu schichten wissen. Die Mädchen tragen das Haar durchaus hängend
und flechten es an Festtagen mit den schönsten Bändern ein. Der Hauptschmuck der
jungen Frauen ist aber die gekrauste Haube, die sie aus breiten Goldspitzen und rothem
Seidenband sehr geschickt anzufertigen wissen und dann auf dem Gipfel eines künstlichen
Haaraufbaues befestigen. Das jnnge Volk trägt an hohen Festtagen meist weiße, an
geringeren farbige Kleider; die beliebteste Farbe ist aber Roth, dann kommen Grün, Lila,
Blau, Gelb fast gar nicht. Ältere Frauen tragen sich meist schwarz oder dunkelblau, mit
kleinen grünen, rothen oder weißen Tupfen. Die mäuuliche Tracht ist ziemlich in der
ganzen Matra gleich. Sie besteht aus einer schwarzen oder dunkelblauen Tuchhose
von ungarischem Schnitt, kurzem Wams und einer Weste mit dichter Reihe von
Knöpfen, die natürlich nur selten von Silber sind. Die „Hauer" von Erlau und
Gyöngyös ziehen der dunklen Farbe die graue vor und tragen statt des Wamses den
verschnürten Dolmän, dazu oft eine earminrothe Sammtweste mit einer dichten Reihe
Silberknöpfe.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Volume 21
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (6)
- Volume
- 21
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1900
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.25 x 21.79 cm
- Pages
- 500
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch