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wurde, brachte die Leute sozusagen ins Elend. Sie entschädigen sich zum Theil durch
den hohen Taglohn, den ihnen der Aufschwung der Zuckerrübencultur und die nach allen
Richtungen verzweigten Eisenbahnen sichern. Die Weingärten sind übrigens an vielen
Orten schon neu bepflanzt. Die Hauptgewächse sind Weizen, Roggen, Gerste, Hafer,
Mais, Kartoffeln und besonders in den paloczischen Gegenden Hanf. In der Erlauer
und Gyöngyöser Gegend wird in großem Maßstabe Obstzucht betrieben, Erlauer
Birnen und Aprikosen gehen weithin in die Lande. Im ganzen Heveser Gebiete ist
auch der Tabak vorzüglich, doch ist sein Anbau jetzt nur in der Umgebung von
Verfielet gestattet.
Die Bevölkerung der Mätra und ihrer Umgebung ist ganz ansehnlich, obgleich
der Fruchtboden nicht gerade zur ersten Classe gehört. Die hieher gehörigen drei Stuhl-
richterbezirke hatten nach der Zählung von 1890 131.090 Einwohner, darunter
868 Deutsche, 747 Slovakeu, das Übrige durchaus Magyaren. Die Ortschaften liegen
in den breiteren Thälern, wo mehr culturfähiger Grund vorhanden ist, näher beisammen
und sind volkreicher, während es auf den Höhen fast keine ständige Bevölkerung gibt. Nach
der Überlieferung besetzten bei der Landnahme Ärpäds Waffengefährten und Stammes--
verwandte Ed und Edömen das ganze Gebiet von Pata und Päßtö, also von der Zagyva
bis zur Tarna, und vertheilten es unter ihre Sippen und Völker. Aus diesen Stämmen
ging das Geschlecht Aba hervor, das erste, das hier zur Blüthe gelangt ist. Dieses
Geschlecht legte den Grund zum Eomitate und gab dem Lande einen König und
mehrere bedeutende Männer. Das andere uralte Geschlecht sind die von Petschenegen
herstammenden Szalök. Das dritte, das den nördlichen Theil des Heveser Cvmitats
überslnthete, waren die aus der Fremde eingewanderten Rätold, die sich zur Zeit der
inneren Wirren auf Kosten des Geschlechtes Aba in der Päßtöer Ecke der Mätra festsetzten.
In Sär gründete König Aba Samuel ein Benediktinerkloster, in dem er später auch
bestattet wurde. Mit Unterstützung des Hauses Aba erstand am Fuße der Mätra und
des Bükk eine ganze Reihe Klöster. So im Jahre 1190 die Cistercienserabtei zu
Päßtö, dann 1232, durch Bischof Cletus gegründet, das Cistercienserkloster zu Kompolt,
dessen damals erbaute Kirche noch jetzt besteht. Im Tärkanyer Thale wohnten schon im
XIII. Jahrhundert stumme Karthäusermönche. Das Heveser Comitat war sehr reich an
Klöstern der Benediktiner, Eistercienser, Prämonstratenser, Franciscaner, Karthäuser und
(in Ungarn entstandenen) Panliner. Die Augustiner hatten in Erlan eine Kirche; für
die sklavenbefreienden Trinitarier und barfüßigen Nazarener wurden während und nach
der Türkenzeit kirchliche Stiftungen gemacht. In Solymos heißt ein Theil der Gemarkung
noch jetzt „monostor" (Kloster), da sollen die rothen Mönche des Ritterordens ein
Kloster gehabt haben.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Volume 21
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (6)
- Volume
- 21
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1900
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.25 x 21.79 cm
- Pages
- 500
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch