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Sprache der Gemeinde, in der sie wohnen. Die Zigeunersprache kennen fast nur die der
slovakischen Ortschaften. Die Zigeuner von Abaüj halten die Ortschaft Nagy-Jda, die
durch Johann Arany's humoristisches Epos: „Die Zigeuner von Nagy-Jda" berühmt
geworden, für ihr urväterliches Erbe und behaupten, es werde von den jetzigen Einwohnern
nur kraft des Rechtes des Stärkeren ufurpirt.
Unter den Magyaren ist von Anbeginn her der Adel sehr zahlreich. Bis 1848
bestanden ganze Gemeinden blos aus Edelleuten. Einige der vornehmeren Adelsfamilien
können ihren Ursprung bis auf die Ärpädenzeit zurückführen. So ist es urkundlich
erweisbar, daß die Familien Fäy, Vendeghy, Berthöthy, Hedry und Andere von dem
glänzenden Geschlechte Aba herstammen. Unter den später entstandenen oder eingewander-
ten Herrenfamilien waren die Perenyi, Bebek, Rozgonyi, Dobö und Raköczi die berühm-
testen. Jetzt sind die Grafen Forgach, Zichy, Vay, Kärolyi, Csäky, Hadik, die Herren von
Semsey und Andere die ansehnlichsten Familien.
In der Sprache der Magyaren sind zwei Schattiruugen zu unterscheiden. Die des
Hernädthales weicht nur wenig von der Schriftsprache ab, die des Eserehät und der
Toruaer dagegen nähert sich der palöczischen Mundart in Gömör und Borsod.
An Denkart und Gesinnung ist die Bevölkerung, insbesondere die magyarische,
im Allgemeinen nüchtern und intelligent. Lieder und Märchen, Musik und gesellige Unter-
haltungen sind bei dem Volke überall beliebt, dagegen ist der Sagenschatz arm. Am meisten
wird hie und da von Ladislaus dem Heiligen, Bela IV., König Matthias, von den
böhmischen Hussiten, den Bebek und den Räkoczi erzählt.
Der Religion nach ist mehr als die Hälfte der Bevölkerung (103.000) römisch-
katholisch, beinahe ein Viertel (42.000) reformirt; außerdem gibt es etwa 17.000 Griechifch-
Katholifche, gegen 6000 Evangelische A. C. und etwa 12.000 Juden.
Der größte Theil der Bevölkerung lebt von Ackerbau und Viehzucht; doch
beschäftigen auch Industrie und Bergbau viele Hände, besonders nordwestlich vom
Kaschauer Strich.
Im wirthschaftlichen Leben zeigt sich überall erfreuliches Gedeihen, obgleich seit
der Eröffnung und Vermehrung der Eisenbahnen und dem sehr erleichterten Verkehr mit
fernen Gegenden das Comitat Abaüj-Torna seine einstige Rolle als Vorrathskammer der
nördlich gelegenen Comitate, ja eines Theiles von Galizien, verloren hat. Die Wirthschaft
des im Allgemeinen fleißigen Volkes vervollkommnet sich nach und nach; es lernt viel und
mit Erfolg von den größeren Grundeigenthümern, von denen etwa fünfzig wahre Muster-
wirthschaften besitzen; daneben aber verbreiten auch die laudwirthschastliche Schule zu
Kaschau und der rührige „Abaüj-Tornaer laudwirthschastliche Verein" ihr reichliches Theil
an Belehrung.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Volume 21
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (6)
- Volume
- 21
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1900
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.25 x 21.79 cm
- Pages
- 500
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch