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wurde in den Fünfziger-Jahren zugeschüttet und größtentheils in einen mit Bäumen
bepflanzten öffentlichen Platz verwandelt. Die hochthürmige Kirche hat bei einem großen
Brande 1852 ihren schönen reingothischen Charakter verloren, indem bei Gelegenheit des
Neubaues das Chor auf ein Niveau mit dem dreischiffigen Haupttheile gehoben, die
herrlichen Fenster und Thüren aber schmucklos verflacht wurden. Da der Ort gerade im
Strich der Kriegsstürme lag, die das Hernadthal zu durchbrausen pflegten, hatte er im
Laufe der Jahrhunderte viel zu leiden; immer aber erholte er sich wieder, obgleich er noch
jetzt nicht bei seinem einstigen Reichthums angelangt ist. Er ist zum Theil regelmäßig
gebaut. In der Mitte steht nahe der reformirten Kirche auch die weit kleinere der Katho-
liken aus der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Unter den Privatgebäuden ist
die große ursprünglich Baron Perenyische, jetzt Graf Csäky'sche Curie das bedeutendste; sie
enthält eine Sammlung interessanter historischer Bildnisse. Der Ort hat 4000 Einwohner
und ist auch Bezirkssitz. Er hat eine Sparcasse und ein Creditinstitut. Einst bestand da
auch ein resormirtes Gymnasium von Ruf, an dem namentlich im XVI. und XVII. Jahr
hundert mehrere Gelehrte und Schriftsteller von literarischer Bedeutung wirkten; diese
Schule wurde 1854 durch die damalige Regierung aufgehoben. Die Gemarkung ist schön
und fruchtbar; sie liefert vorzüglichen Weizen, Roggen und Mais. Einst war auch der
Weinbau eine reiche Einnahmsquelle. Handel und Gewerbe sind verhältnismäßig lebhaft.
Besonders wichtig und berühmt sind die Vieh- und Pserdemärkte.
Nordwestlich von Szikßö öffnet sich das reizende Badäßer-Thal, auch nach dem
Mäntabach benannt; es spaltet sich obenhin in mehrere enge Parallelthäler. Hier liegen
vor Allem, bloß durch eine Gasse getrennt, die Zwillingsdörfer Also-Bad äß und
Jänosd. Ihre Bewohner sind meist wohlhabende Bauern. Die reformirte Kirche zu
Vadäß war gothisch, wurde aber später umgebaut. Weiter oben liegt links das Dorf
Tomor, in dessen Gemarkung eine ausgedehnte Ansiedlnng der Steinzeit und mehrere
Gegenstände aus der Bronzezeit gefunden wurden. Weiterhin liegt im Nachbarthale das
Dorf Felfö-Badäß mit nur 900 Einwohnern; es ist trotzdem ein Ort von hervor-
ragendem geschichtlichem Interesse. Es gehört nämlich zu den Stammnestern der Raköczi,
die es unter Ludwig II. im Jahre 1517 erwarben und seither das Prädieat „de Felsö-
Vadäß" zu gebrauchen begannen. Das einstige einstöckige Schloß der Raköczi ist im Dorfe
noch erhalten. Es ist das Geburtshaus des Fürsten Sigismund Räköczi. Im Jahre 1713
kam es sammt der zugehörigen Herrschaft durch königliche Schenkung an Baron Jakob
Meskö. Von einem seiner Erben ging es zu Beginn dieses Jahrhunderts durch Kauf an
den Grafen Adam Vay über. Jetzt gehört es dem Grafen Tihamer Vay. Die römisch-
katholische Kirche der Gemeinde ist von den Raköczi um die Mitte des XVI. Jahrhunderts
erbaut. Es befindet sich darin ein interessantes Meßkleid, das aus dem Fell eines von
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Volume 21
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (6)
- Volume
- 21
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1900
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.25 x 21.79 cm
- Pages
- 500
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch