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die Bialka von der westlich aufsteigenden Woloßyn-Kette getrennt wird, enthält die
zwischen den Bächen Bialka und Javorinka massirte Sirokagrnppe, deren Granitkern
gegen Süden durch Trias-Kalkstein und rothen Sandstein der permischeu Periode vom
Granit der Hohen Tatra getrennt wird. Sein nördlicher Abschnitt ist die schon erwähnte
Böla-Javorinaer Kalksteinkette zwischen dem herrlichen Thale der Kupferschächte und dem
Zsdjärerthale. Die Schichten der Sirokagruppe sind äußerst verworren, vielfach gebrochen,
hier hoch emporgestaut, dort tief eingesunken. Schaut mau vom Sirokagipfel südwärts
gegen die Hohe Tatra, so überblickt man ihre auseinander gethürmten Felswände und
zerrissenen Kogel, ihre in stämmigere oder schlankere Felsnadeln auslaufenden Gipfel und
kühn geschwungenen Bergrücken, über denen im Osten die riesige Eisthalerspitze, im Süden
die Beherrscherin der Karpathen, die Franz Joseph-Spitze thront.
Das im schönsten Wiesengrün prangende untere Bialkathal durchschneidet das nörd-
lichste Grenzgelände der Hohen Tatra. Dieses hügelige Stufenland aus eocäner Periode
zieht sich der Hauptkette parallel, von Podbjel im Ärvaercomitat ostwärts bis zu dem
auf den Dnnajecz mündenden Altendorfer-(Ofalvaer)-Thal, wo es an die Zipser Magnra
grenzt, während es sich im Norden mit dem Plateau zwischen den Flüssen Duuajecz und
Ärva berührt. Dieser 10—20 Kilometer breite Sandsteinrand, mit dem Pr iß lop
(1.261 Meter) im Osten und der Skornsina (1.312 Meter) im Westen als höchsten
Kuppen, ist ein interessantes Beispiel, wie einst die Felskuppen der älteren Kreide-
kalk- und Juraschichteu inselgleich aus dem Meere der eocäueu Periode hervorragten,
dessen Sandablagerungen sie gegenwärtig umschlossen halten. Diese Felskuppen bilden
jetzt, von den Querthälern der Bialka und des Dnnajecz mehrfach durchbrochen, wunder-
schöne Felsgruppen, als deren auffallendste der Kronberg (Koronahegy) beim Rothen
Kloster mit gewaltigen grauen Basteien und Zinnen weithin sichtbar ist. Hier und weiter
westlich, zwischen Czorßtyn in Galizieu und der gegenüber auf Zipferbodeu liegende»
Bnrg Nedecz oder Dnnajecz kann man die großartigsten felsigen Thaldurchbrüche
bewundern. Burg Nedecz steht auf steilem, waldigem Bergvorsprung an einer plötzlichen
Krümmung des Dunajecz. Hier zahlte der Polenkönig Wladislans die für die XIIIZipfer-
städte schuldige Pfandsumme. Die Burg spielte dann in den Kämpfen zwischen Zapolya
und der Partei Ferdinands eine große Rolle. Seit 1589 gehörte sie dem Hause Palocfay-
Horväth, und ein Sprosse dieser Familie, Salomon, bewohnt sie noch jetzt. An ihrem Fnße
liegt das slovakische Dorf Nedecz, wo gutes Halinatuch verfertigt wird.
Das wegen seines rothen Ziegeldaches so benannte Rothe Kloster (Vörös Klastrom)
wnrde im Jahre 1319 von Karthäusermönchen am rechten Ufer des schon damals lachs-
berühmlen Duuajecz gegründet. Es steht im Schoße des Tannenwaldes, dem Kronberg
gegenüber, und hat viel Unbilden überstanden, bis es 1820 sammt dem zugehörigen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Volume 21
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (6)
- Volume
- 21
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1900
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.25 x 21.79 cm
- Pages
- 500
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch