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eine Stadt mit geordnetem Magistrat, am Zusammenfluß des Weihwassers, des vvu Osten
kommenden Leibizbaches nnd der Popper. Die Chroniken und noch bestehenden alten
Gebäude der Stadt berichten von einer bedeutenden und bewegten Vergangenheit. Käsmark
ist durch die Verschmelzung von drei Dörfern entstanden und war einst durch eine Ring-
mauer befestigt. Seine Privilegien erhielt es von den Königen Stephan V., Matthias,
Sigismnnd und Wladislaus II. An der Stelle der jetzigen Burg stand nach der Lentschauer
Chronik schon 1190 ein Nonnenkloster, bei dem der Stadtrath zu Ehren der hl. Elisabeth
eine Kapelle erbaute. Als nach Jahrhunderten Käsmark, das der Zäpolyapartei angehörte,
mit Leutschau, das zu Ferdinand hielt, eine lange erbitterte Fehde führte, wurde das Kloster
sammt den Nachbarhäusern befestigt, und so entstand die durch doppelten, sünfthürmigen
Wall und Graben geschützte Burg. Ihre Herren waren zuerst die Zäpolya, dann die Laßky
und Thököly. Nach Emerich Thököly, mit dem der Mannesstamm der Familie erlosch,
überwies sie eine Verordnung Leopolds I. der Stadt Käsmark. Dann kam sie an Franz
Räköczi II., dem sie erst Heister, der Feldherr Josephs I., Ende 1709 entreißen konnte.
Bei dieser Erstürmung ging sie in Feuer auf. Was nach vielen Kriegen und mehreren
Bränden noch von ihr übrig war, diente eine Zeitlang als Kaserne; jetzt enthält sie eine
Stickfabrik. Die Kapelle im Barockstil ist noch gut erhalten. Sie hat einen Betstuhl von
1544, mit schönen farbigen Intarsien an den Seiten. Eine Sehenswürdigkeit Käsmarks ist
noch das thurmgekrönte Rathhaus von 1461, auf dem Platze vor der Gabelung der Haupt-
straße, dann die 1486 erbaute gothische Kirche der Römisch-Katholischen, mit interessantem
Taufbecken (Guß von 1472). Der Kirchthurm ist mit Schießscharten versehen und diente
einst als Schutzwehr. Die Kirche ist mit einer Mauer umgeben, bei deren einem Thore ein
mit herrlichen Sgräffitos geschmückter Glockenthurm, der sogenannte Goldene Thnrm, von
1586, steht. Interessant ist ferner die 1717 in der Form eines griechischen Kreuzes erbaute
geräumige Holzkirche der Evangelischen A. E., deren Tonnengewölbe auf vier Säulen aus
Zirbelholz ruht; die Evangelischen haben aber auch eine große neue. 1894 geweihte Kirche,
die nach den Plänen des berühmten Wiener Architekten Theophil Hansen im romanischen
Stil erbaut wurde. Das 1533 gegründete evangelische Lyceum erhielt 1893 schon sein
drittes geräumiges Gebäude, seine Bibliothek zählt über 20.000 Bände. Außerdem gibt
es hier eine Staats-Bürgerschule und höhere Handelsschule, sowie eine Schule für
Kunstweberei. An Fabriken gibt es einige kleinere Leinwandfabriken, eine Bleicherei,
Tuchweberei, Jalousienfabrik, Bierbrauerei, Stärkefabrik, vor allem aber die Wein'sche
Damastleinenfabrik, die nebst ihren Filialen 560 Arbeiter beschäftigt. Gleich den meisten
Zipfergemeinden hat auch Käsmark viel von seiner einstigen Lebhaftigkeit und Wohlhabenheit
eingebüßt. Neuesteus hebt es sich wieder, dank der Poprädthalbahn und seinen zahlreichen
gewerblichen Anlagen. Die Einwohnerzahl beträgt rund 5.000.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Volume 21
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (6)
- Volume
- 21
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1900
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.25 x 21.79 cm
- Pages
- 500
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch