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Krompach, wo die kürzlich aufgelöste Krompach-Hernäder Eisenwerksgesellschaft sieben
Röstöfen nebst zwei großen Schmelzhütten und Gießereien, mit einem Jahresprodnet
von 60.000 Centner Roh- und Gußeisen, im Betrieb hatte. Die neuerer Zeit gegründete
Hernädthaler Ungarische Eisenindnstrie-Actiengesellschast kaufte die alte Krompacher
Fabriksanlage nebst Grubenbesitz und schuf, mit einem Jnvestitionscapital von nahezu
10 Millionen, ein kolossales, vorzüglich eingerichtetes Eisenwerk, welches das ganze
Thalbecken ausfüllt, so daß an Stelle der alten schlichten Niederlassung eine förmliche
Bergwerks- und Fabriksstadt entstanden ist. Die Fabrik erzeugt jährlich 500.000 Centner
Roheisen und ebensoviel Walzwaare; die dazu erforderliche Kraft wird durch mehrere
Dampfmaschinen von insgesammt 12.000 Pferdestärken geliefert. In der Fabrik und den
zugehörigen Gruben sind 3.000 Arbeiter beschäftigt.
Nordwestlich von Krompach öffnet sich an der Mündung des Ribnicsekbaches ein
reizendes Thal, an dessen Beginn sich die wohlgebaute Stadt Wallendorf (Szepes-
Olaßi) lagert. Sie ist durch eine von der Kaschau-Oderberger Eisenbahn abzweigende
Flügelbahn von 9 4 Kilometer mit Kirchdranf (Szepes-Väralja) verbunden. Am Fuße
des Berges Szlubicza, nordwestlich von Wallendorf, entspringt die dem Selterserwasser
ähnliche Szlatviner Mineralquelle; in einem Nebenthälchen westlich der Stadt liegt das
Dorf Welbach mit schönem Schloß und Park des Grafen Zeno Csäky, jetzigen Ober-
gespans des Zipser Comitats. Rechts der Wallendorf-Kirchdranfer Straße liegt das Dorf
Zsegra , dessen mittelalterliche Kirche bemerkenswerthe Wandmalereien, darunter ein
Bild der Schlacht bei Cserhalom, enthält. (Siehe „Ungarn", Band I.) Nördlich von
Zsegra liegt Hotköcz (Szepes-Ujvär) mit dem ebenerdigen Ahnenschloß der Grafen
Csäky, wo die seltenen und werthvollen Alterthümer der Familie aufbewahrt sind. In
der Nachbarschaft, am westlichen Fuße des Berges, der die Zipser Burg trägt, liegt
Kirch drauf (Szepes-Väralja), eine der ehemaligen 16 Zipser Städte. Ursprünglich war es
von den Beamten und Häuslern der Burg bewohnt; dann ließen sich Deutsche unter ihnen
nieder. Die jetzige Bevölkerung von 3.129 Seelen ist deutsch und slovakisch. Mit Kirchdranf
verbunden liegt auf einer Anhöhe das mauerumgebene Szepeshely, mit einer einzigen
Gasse von 14 Häusern, die ausschließlich den Sitz des Zipser römisch-katholischen Bischofs
und Capitels bilden. Zu beiden Seiten der Straße stehen zehn Domherrenhäuser und an
ihrem höchsten Punkte das einstöckige bischöfliche Palais, die Kathedrale und das Gebäude
des Priesterseminars. Die Kathedrale stammt vom Ende des XII. Jahrhunderts, wurde
aber bis zum XV. Jahrhundert mehrfach umgestaltet. Eine ihrer Merkwürdigkeiten ist die
von Johann Zäpolya 1493 gegründete, vor kurzem restaurirte gothische Zäpolya-Kapelle.
(Die Kathedrale zu Szepeshely ist im Band V/1 von „Ungarn", in dem Aufsatz: „Die
Baudenkmäler Oberungarns" eingehend behandelt.) Das Capitel zu Szepeshely war einst
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Volume 21
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (6)
- Volume
- 21
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1900
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.25 x 21.79 cm
- Pages
- 500
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch