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des regsten Arbeiterlebeus. In neuerer Zeit hat der allgemeine Rückgang der Metallpreise
den Grubenbetrieb wohl ins Sinken gebracht, allein die Ausbeutung der gewaltigen
Eiseulager hat in den letzten Jahren wieder einen starken Aufschwung genommen.
Ans industriellem Gebiete war die Eisenindustrie in der Zips jederzeit eine der
wichtigsten. Wenn der Bergban sank, sank auch sie, und ebenso hob sich das eine wieder mit
dem anderen. Verbreitete und gut eingerichtete Industrien der Zips sind noch: die
landwirtschaftliche Spiritusbrennerei (an 115 Orten), die Bierbrauerei (an 11 Orten)
uud die Stärkefabrication (Käsmark, Bsla, Popräd, Jglö). Außerdem gibt es im
Comitate zwei Dampfmühlen (Jglö, Bethlensdorf), 188 Mühlen mit Wasserkraft, eine
Erbfenschäl- und Rollgerstefabrik (in Felka), eine Maisstärkefabrik (in Marksdorf),
zwei Papiermühlen (in Popräd nnd Unter-Rauschenbach), dann sind im Popperthale
(Käsmark, Leibitz, Pudlein, Bauschendorf, Lublau) Flachsspinnereien nnd Webereien,
sowie (namentlich in Leibitz) Tuchfabriken, Sägemühlen u. f. f. Alle diese Fabriken
vermögen indeß für den Verlust nicht aufzukommen, der aus deni Niedergang der
einst blühenden, auf den Export gegründeten Handwerksbetriebe erwachsen ist. Wie
gesucht waren die Erzeugnisse der Zipser Leinenfärber, Kürschner, Schuhmacher,
Gerber, Böttcher, Sznrschneider, und ganz besonders der berühmten Goldschmiede. Die
Sommerfrischen und Cnrorte am Fnße der Tatra haben in neuerer Zeit zur Hebung des
Baugewerbes beigetragen.
Auch der Handel der Zips war ehedem rege; die wohlgepflegten Landstraßen und
der slößetrageude Unterlauf der Flüsse Popper und Dnnajecz, die als Wasserstraßen nach
Polen einträgliche Verbindungen nährten, trugen das ihrige dazu bei. Seit dem Ent-
stehen der neueren Verkehrslinien hat sich die Waarenbewegung andere Richtungen gesucht
und der Handel des Comitats beschränkt sich auf einen mehr loealen Rahmen.
Die Einwohnerzahl der Zips betrug im Jahre 1869 175.031, im Jahre 1880
172.881, im Jahre 1890 nur noch 163.291, so daß die Zips, mit 46 Seelen auf den
Quadratkilometer, zu den weniger dicht bevölkerten Comitaten gehört. Der Rückgang des
Bergbaues und das Versiegen anderer Erwerbsquellen haben die Auswanderung gesteigert,
so daß das Comitat in den letzten zehn Jahren etwa 22.000 Seelen verlor.
Die Bevölkerung vertheilt sich auf acht Bezirke und acht Städte mit geordnetem
Magistrat; in den Bezirken zählt sie 18 Groß- und 197 Kleingemeinden, 267 Pußten nnd
Weiler. Die Gemeinden sind im Allgemeinen klein, mehr als 2.000 Einwohner haben im
Jahre 1899 nur neun Ortschaften.
Der Muttersprache nach wies die Volkszählung des Jahres 1890 5000 Magyaren,
44.958 Deutsche, 93.214 Slovakeu, 17.518 Ruthenen und 2601 Sonstige aus. Demnach
gehört die große Mehrheit der Zipser Bevölkerung der slavischen Völkerfamilie an. Die
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Volume 21
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (6)
- Volume
- 21
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1900
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.25 x 21.79 cm
- Pages
- 500
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch