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Der Rnthene liebt seine Familie. Von der väterlichen Habe erben sämmtliche
Kinder zu gleichen Theilen, doch kommt es bei der Theilung fast immer zum Zwist. Der
Theil, der sich verkürzt glaubt, verkauft seine» Anspruch dem Juden, der dann auch die
übrigen Geschwister ans dem Besitz hiuausprocessirt.
Die Nutheneu sind keine so fruchtbare Rasse wie die Slovakeu, und haben auch
selten eine so große Familie, wie die Szotaken in Zemplin. Bei der Geburt und überhaupt
mit dem Neugeborueu wird der meiste Aberglaube getrieben. Sie haben gern viele Tauf-
patheu (kum) und halten die Gevatterschaft lebenslang aufrecht. Die kleineu Kinder tragen
lange Leinwandhemden und darüber im Winter eine kleine kurze Guba. In Folge dieser
dünnen Bekleidung ist die Sterblichkeit unter dem kleinen Volke groß, Viele aber empfangen
in diesem Alter die Keime ihrer späteren Krankheiten.
Bei den Lemaken geht das junge Völkchen in die Spinnstube (veeei-mei). Bei
den Blyachen ist ihnen der Sonntag-Nachmittag lieber und sie haben dann gewöhnlich
eine große Tanzunterhaltung.
Der heiratslustige Bursche pgrobok) schickt einen seiner Verwandten
oder Bekannten (poslanee) zu den Eltern seiner Erwählten <Vö6<jani<M), um sie aus-"
zuholen. Ein solcher Abgesandter wird im Jungfernhause immer bewirthet. In Mära-
maros machen die Eltern des Mädchens allein den Eltern (ob?or) des Bräutigams eine»
Besuch, und diese erwidern dann die Mahlzeit. Nachdem diese eingenommen ist, stellt sich
der Unterhändler des Bräutigams ein und es beginnt der Handel nm die Mitgift (tokma).
Können sie nicht übereinkommen, so wird nichts aus der geplante« Heirat. Hat aber die
Unterhandlung Elfolg, so geht der Bräutigam mit dein Unterhändler, der nun sein
Beistand ist, auf Brautwerbung (svatonki). Der Ringwechsel (?arueini) geschieht vor dem
Priester. Die Trauung (vinöniM) fällt zuweilen nicht mit der Hochzeit (svachba)
zusammen. In Märamaros beginnt die Hochzeit in beiden Hänsern (kusky) Abends, in
Zemplin Morgens. Später geht der Bräutigam mit seinen Brautführern (äruöba) zur
Braut hinüber, um den Blumenstrauß zu holen. Am Morgen gehen die Brautjungfern
((jru/.ky) mit den Brautführern unter Anführung des Beistandes aus, um Immergrün
zu pflücken. Aus diesem wird der Brautkranz geflochten. Mittlerweile begibt sich der
Bräutigam mit seinen Gästen ins Haus der Braut, wo beide bekränzt werden. Auf
die Bekränzung folgt ein Gastmahl und nach diesem verabschiedet der Beistand die Braut.
Die Eltern segnen ihre Tochter nnd der jnnge Gatte führt sein Weibchen unter dem
Gesänge (latksnM) der Hochzeitsfrauen (nanaSIch in sein Haus. Gegen Abend oder am
nächsten Morgen tragen die Eltern der jungen Frau ihre Ausstattung und die Haube
hinüber, die der Neuvermählten aufgesetzt wird. Damit ist die Hochzeit zu Ende, obgleich
die Lustbarkeiten mitunter fortdauern.
Ungarn V/2. 37
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Volume 21
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (6)
- Volume
- 21
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1900
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.25 x 21.79 cm
- Pages
- 500
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch