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eines der ältesten Gebäude im Comitate, doch stammt der Thurm vom Anfang des
XIX. Jahrhunderts. Am Fuße dieses Thurmes befindet sich ein feuersicheres, mit einer
eisernen Thüre verschlossenes Zimmer, in dem das alte Archiv der fünf Kronstädte
aufbewahrt wird. Die Bevölkerung ist in ihrem Fleiß unermüdlich und sehr sparsam.
Früher baute sie feinen Tabak, jetzt das wohlschmeckendste Kraut, mit dem sie im Herbst
alle Märkte des Comitats überschwemmt. Seit einigen Jahrzehnten hat auch die Obstzucht
einen starken Aufschwung genommen. Die Stadt erhält eine landwirtschaftliche Wieder-
holnngsfchnle mit dreijährigem Cnrs, zu deren Ergänzung die Regierung hier eine
bäuerliche Musterwirthschaft eingerichtet hat.
Sieben Kilometer südlich von Tecsö liegt die bedeutende Fabriksanlage Ferencz-
völgy (Franzensthal) im gleichnamigen Thale. Hier befindet sich seit alter Zeit eine
Glasfabrik, welche 120 Arbeiter beschäftigt und wöchentlich 30 Tonnen Waare nach
verschiedenen Gegenden des Landes und auch nach dem Auslande verschickt.
Unterhalb von Tecsö öffnet sich gegen Norden das lange und schöne Talabor-Thal ,
das eine der ärmsten Gegenden des Comitats mit der fruchtbarsten verbindet. Es beginnt
oben am Fuße der Grenzalpen ganz schmal, zieht dann in südlicher Hauptrichtung immer
mehr erweitert hinab und geht schließlich mit breiter Mündnng in das Theißthal über.
Im Talabor-Thale ist die nördlichste Gemeinde Szinevär, das im XIV. Jahr-
hundert entstand. Es ist von ungeheuren Fichtenwäldern und Alpen umgeben. Im
Sommer zeigt sich hier ab und zu ein prächtiges Phänomen, die „Fata Morgana
der Alpen". In dem unteren, breiten und anmuthigen Abschnitt des Thales ist eine
ansehnlichere Ortschaft, Kövesliget, deren Gebiet drei Mineralquellen aufweist. Eine
derselben ist die ausgezeichnete Räkö czi-Quelle. Weiter unten liegt das Dorf D arva,
das Stammnest der sehr alten Familie Darvay. Unten, in der weiten Öffnung des
Thales, erblickt man das weitgedehnte, starkbevölkerte Dorf Bustyahäza. Daneben liegt
eine ärarische Ansiedlnng, ein sogenannter „Handal" (Handel); so heißen überhaupt
in diesem Eomitat die bei den Ortschaften liegenden ärarischen Arbeitercolonien.
Als diese Gegend noch keine Eisenbahn hatte, wurde das Salz von näheren und
ferneren Gruben per Achse nach Bustyahäza, ja nach Tißa-Ujlak geschafft, wo man es
dann auf Flößen verlud. Deshalb wurde in Bustyahäza ein ärarisches Salztransportamt
errichtet. Durch die Eröffnung der Nordostbahn verlor die Bevölkerung den nicht geringen
Nutzen, den das Verfrachten und Verstößen abgeworfen hatte, und das Salztransportamt
zu Bustyahäza wurde 1869 in ein Forstamt umgewandelt. Dieses verwaltet ein Gebiet
von 157.000 Katastraljoch, das etwa 80.000 Kubikmeter Holz liefert. Das Ärar nimmt
für Fichtenholz jährlich 400.000 bis 420.000, für Buchenholz nur etwa 6000 Gulden
ein. Mit der 1872 errichteten Dampfsäge ließ das Ärar in eigener Regie, mit
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Volume 21
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (6)
- Volume
- 21
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1900
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.25 x 21.79 cm
- Pages
- 500
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch