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eingekeilt, die hier ebenso wie im Avassag und auf den Plateanx der Kövarer Gegend noch
jetzt der Urbeschäftigung des Hirtenlebens obliegen und nebenbei im Taglohn arbeiten.
Obgleich der Erzgehalt der an der Grenze von Märamaros aufsteigenden Berge
schon dem vorgeschichtlichen Menschen bekannt sein mußte, ist doch die systematische
Besiedelnng Nagybänyas und seiner Umgebung verhältnißmäßig spät erfolgt. Die
geschichtlichen Spuren reichen bis in die Mitte des XIII. Jahrhunderts zurück. Durch
Combination äußerer Umstände ergibt sich der Schluß, daß es die von Bela IV. nach der
Mongolennoth hereinberufenen deutschen Ansiedler waren, die in den primitiven berg-
männischen Niederlassungen am Fuße des Kereßthegy (Kreuzberg) das städtische Leben
entwickelt haben. Die erste, 1327 datirte Urkunde nennt den Ort Szaßarbänya , nach
einem am Fuße des Gutin entspringenden Flüßchen, der die Bergwerke mit der nöthigen
Triebkraft versah und dessen schon in der Arpädenzeit bekannten Namen die Sprach-
wissenschaft bisher nicht zu erklären vermochte. Da die Bürger von Szaßarbänya und
Asßonypataka von König Ludwig dem Großen 1347 gemeinsam einen ihre alten Rechte
erneuernden Privilegienbrief erhalten, so ist daraus zu schließen, daß diese beiden Namen,
sowie die Benennung Nagybänya, lauter besondere Bergwerksniederlassungen bezeichneten,
die nebeneinander entstanden waren und auf Grund der gemeinsamen Privilegien zu einer
einzigen Stadt verschmolzen. Von der Mitte des XIV. Jahrhunderts an ist der Name der
Stadt Asßonypataka (klivulus vominarum), deutsch aber Huugrifch-Neustadt,
was nicht nur beweist, daß sie eine der späteren Colonisationen ist, sondern anch, daß das
deutsche Gastvolk sich hier gleich von Anfang an mit Magyaren in die Bürgerrechte theilte,
und gleichzeitig die interessante Erscheinung erklärt, daß diese Bergstadt von deutschem
Ursprünge, abweichend von den übrigen Bergstädten, sich so von Grund aus magyarisirt
hat. Wann die Benennung Nagybänya den uralten Namen Asßonypataka aus dem
täglichen Gebrauch verdrängt hat (auf den Siegeln der Stadt steht noch jetzt der alte
Name), das läßt sich nicht genau ermitteln. Jedenfalls steht dies im Zusammenhange
mit der Entwicklung des Bergbaues, der schon im XV. Jahrhundert eine solche Blüthe
erreicht hatte, daß Johann Hnnyadi die durch König Sigismnnd dem serbischen Despoten
Stephan Lazarevics geschenkte Stadt und ihre Bergwerke im Jahre 1445 von Lazarevics
Nachfolger Georg Brankovics mit Gewalt für sich zurückeroberte. Nagybänya vermehrte
dnrch den reichen Ertrag seiner Bergwerke nicht nur die Macht des Hauses Hunyadi,
sondern diente auch nach der Mohäcser Katastrophe, da sie als Pfand in die Hände Frater
Georgs gelangte, der großzügigen Politik dieses genialen Staatsmannes als sichere
Finanzbasis. Die siebenbürgischen Fürsten Stefan Bäthory, Gabriel Bethlen und Georg
Raköczi l. sicherten sich in ihren Friedensverträgen mit den ungarischen Königen den
Besitz vou Nagybänya immer dnrch besondere Punkte. Diesem Umstände und der Annahme
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Volume 21
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (6)
- Volume
- 21
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1900
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.25 x 21.79 cm
- Pages
- 500
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch