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die neuerdings eröffnete Nagybäuya-Zsiböer Eisenbahnlinie auch die siebenbürgischen
Theile in den Verkehr dieser Gegend einbezogen und stellt ein noch kräftigeres Gedeihen
der wirthschaftlichen Factoren in Aussicht.
Nagybänya hat jetzt etwa 10.000 Einwohner; darunter sind mehr als 8000
Magyaren, der Rest Rumänen. Die Anlage der Stadt ist sehr gefällig und übersichtlich,
da die Gassen in fast regelmäßiger Anordnung von einem viereckigen Marktplatz ausstrahlen.
Zu den alterthümlichen Häusern dieses Platzes stimmt der St. Stefansthnrm vortrefflich,
der sich über die Laubkronen des wohlgepflegten Franz Deäkplatzes erhebt. Er ist der
letzte Rest der schönen Pfarrkirche, die noch aus der Zeit der Stadtgründnng stammte; aus
Anlaß der Tausendjahrfeier Ungarns wurde er 1899 durch die Commune in seiner alten
Schönheit wieder hergestellt. Die St. Stefanskirche selbst begann infolge wiederholter
Blitzschläge schon gegen Mitte des XVIll. Jahrhunderts zu verfallen; ihre Ruinen wurden
dann 1847 abgetragen. Die jetzige Pfarrkirche zur heil. Dreifaltigkeit ist unter Karl III.
durch die Jesuiten erbaut, deren gleichzeitig errichtetes Ordenshaus jetzt völlig umgestaltet
den Zwecken des Staats-Obergymnasiums dient. Die resormirte und die griechisch-
katholische Kirche sind kaum älter als hundert Jahre. Ansehnliche kirchliche Gebäude sind
ferner das Ordcushaus und die Kirche der Minoriten, die schon in mittelalterlichen Urkunden
erwähnt werden. Ein interessantes öffentliches Gebäude ist die einstige Münze, in der jetzt
die ärarische Bergdirection und das Obersorstamt untergebracht sind. Dieser massive
Steinbau diente einst als Ergänzung der Stadtmauer und ist, nebst dem Pnlverthnrm im
südlichen Theile der Stadt, das einzige Object, das sich von den alten Vertheidigungswerken
noch erhalten hat.
Am Fuße des Kereßthegy (Kreuzberg) und auf der Grundparzelle Veresviz (Roth-
wasser) befinden sich die beiden Hauptanlagen des ärarischen Bergbaues. Zwischen den
Grubeneingängen und den älteren nnd neueren Bergwerksgebäudeu reihen sich die Hänschen,
in denen die Bergleute mit ihren Familien wohnen. Von hier aus versammeln sich die
nniformirten Bergleute an großen Feiertagen und an den Namenstagen der Schutzheiligen
der einzelnen Bergwerke, um unter Musikgeleite in festlichem Zuge das goldene „Schlägel
nnd Eisen", das uralte Symbol des Bergbaues, zur Kirche zu tragen. Von dem bescheidenen
Bergmannsviertel sticht die schöne, von der Stadt mit großen Kosten erhaltene Szecheuyi-
Promenade nicht wenig ab. Hier steht auf einem Hügel, über einem Teich, das provisorische
Atelier der jungen Malergruppe, die jedes Jahr aus München hieher übersiedelt; aus
diesem Hauptquartier ziehen sie an schönen Tagen in die nahen Thäler aus, um durch
Nachbildung der Naturschönheiten ihr Talent zu entwickeln.
Die Weinberge umgeben die Stadt mit ihren kegelförmigen Gipfeln als malerische
Kette. Der Nagybänyaer Wein ist nicht ersten Ranges, übrigens hat ihn die Traubenseuche
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Volume 21
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (6)
- Volume
- 21
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1900
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.25 x 21.79 cm
- Pages
- 500
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch